Supernasen: Tyrannosaurus Rex und Archaeopteryx konnten extrem gut riechen
"Unsere Ergebnisse sagen uns, dass der Geruchssinn früher Vögel dem von fleischfressenden Dinosauriern nicht unterlegen war", erklärt Darla Zelenitsky von der University of Calgary. "Obwohl bislang angenommen wurde, dass das Riechen bereits bei den Vorfahren der Vögel weniger wichtiger geworden ist als das Sehen, konnten wir zeigen, dass das nicht so war." Zelenitsky und ihre Kollegen hatten mithilfe computertomographischer Aufnahmen eine Reihe von Schädeln von Angehörigen der Theropoda analysiert. Zu dieser längst ausgestorbenen Gruppe zählen neben dem Archaeopteryx auch Dinosaurier, die sich auf zwei Beinen fortbewegten und sich meist von Fleisch ernährten. Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Paläontologen auf den Abdruck des Bulbus olfactorius, auch Riechkolben genannt, im Schädelinneren. In dieser Hirnregion findet die erste Verarbeitung von Geruchsreizen statt, weshalb seine Größe Hinweise über das Riechvermögen gibt.
Verglichen mit anderen Theropoda besaßen T. Rex und seine Anverwandten den Untersuchungen zufolge einen sehr großen Riechkolben und damit vermutlich ein sehr gutes Riechvermögen. Das Ergebnis stellt das Bild von T. Rex als alleinigen Aasfresser in Frage. "Große Riechkolben findet man bei lebenden Vögeln und Säugern, die sich sehr auf ihren Geruchssinn verlassen, um Fleisch zu finden, bei nachtaktiven Arten und bei Tieren, die in großen Gebieten patrouillieren", erläutert Zelenitsky. "Auch wenn der König der fleischfressenden Dinosaurier kaum an einer leicht verdienten, bereits toten Mahlzeit vorbeigelaufen wäre, könnte er seinen Geruchssinn ebenso genutzt haben, um bei Nacht zuzuschlagen oder ein weites Territorium nach dem nächsten Opfer zu durchsuchen."
Darüber hinaus zeigen die Untersuchungen am Schädel des primitiven Vogels Archaeopteryx, dass frühe Vögel entgegen bisheriger Annahmen wahrscheinlich noch sehr gut riechen konnten: Archaeopteryx hatte einen Geruchssinn, der mit jenem fleischfressender Dinosaurier vergleichbar war. Die meisten heute lebenden Vögel haben eine weniger gute Nase, doch war diese Fähigkeit für frühe Vögel offenbar noch weit wichtiger als bislang vermutet und hat sich wohl erst später verloren.