Supernasen: Tyrannosaurus Rex und Archaeopteryx konnten extrem gut riechen

Mithilfe von Schädelanalysen zeichnen Paläontologen ein exakteres Bild des Riechvermögens der Theropoda
Archaeopteryx konnte vermutlich noch weit besser riechen als die meisten heute lebenden Vögel
Archaeopteryx konnte vermutlich noch weit besser riechen als die meisten heute lebenden Vögel
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Calgary (Kanada) - Der berühmt-berüchtigte T. Rex hatte vermutlich einen außerordentlich guten Riecher. Zu diesem Schluss kommt ein Team kanadischer und japanischer Paläontologen nach der Analyse einer Reihe von Hirnabdrücken diverser Schädel von Dinosauriern und frühen Vögeln. Von den untersuchten Spezies hatten Tyrannosaurus Rex und seine nahen Verwandten die besten Nasen, berichten die Forscher im Fachblatt "Proceedings of the Royal Society B". Die Untersuchung ergab zudem ein neues Bild über die Entwicklung des Geruchssinnes der Vögel. Die Ergebnisse legen nahe, dass frühe Vögel noch eine gute Nase hatten und sich diese Fähigkeit wahrscheinlich erst später im Laufe der Evolution verlor.

"Unsere Ergebnisse sagen uns, dass der Geruchssinn früher Vögel dem von fleischfressenden Dinosauriern nicht unterlegen war", erklärt Darla Zelenitsky von der University of Calgary. "Obwohl bislang angenommen wurde, dass das Riechen bereits bei den Vorfahren der Vögel weniger wichtiger geworden ist als das Sehen, konnten wir zeigen, dass das nicht so war." Zelenitsky und ihre Kollegen hatten mithilfe computertomographischer Aufnahmen eine Reihe von Schädeln von Angehörigen der Theropoda analysiert. Zu dieser längst ausgestorbenen Gruppe zählen neben dem Archaeopteryx auch Dinosaurier, die sich auf zwei Beinen fortbewegten und sich meist von Fleisch ernährten. Bei ihrer Analyse konzentrierten sich die Paläontologen auf den Abdruck des Bulbus olfactorius, auch Riechkolben genannt, im Schädelinneren. In dieser Hirnregion findet die erste Verarbeitung von Geruchsreizen statt, weshalb seine Größe Hinweise über das Riechvermögen gibt.

Verglichen mit anderen Theropoda besaßen T. Rex und seine Anverwandten den Untersuchungen zufolge einen sehr großen Riechkolben und damit vermutlich ein sehr gutes Riechvermögen. Das Ergebnis stellt das Bild von T. Rex als alleinigen Aasfresser in Frage. "Große Riechkolben findet man bei lebenden Vögeln und Säugern, die sich sehr auf ihren Geruchssinn verlassen, um Fleisch zu finden, bei nachtaktiven Arten und bei Tieren, die in großen Gebieten patrouillieren", erläutert Zelenitsky. "Auch wenn der König der fleischfressenden Dinosaurier kaum an einer leicht verdienten, bereits toten Mahlzeit vorbeigelaufen wäre, könnte er seinen Geruchssinn ebenso genutzt haben, um bei Nacht zuzuschlagen oder ein weites Territorium nach dem nächsten Opfer zu durchsuchen."

Darüber hinaus zeigen die Untersuchungen am Schädel des primitiven Vogels Archaeopteryx, dass frühe Vögel entgegen bisheriger Annahmen wahrscheinlich noch sehr gut riechen konnten: Archaeopteryx hatte einen Geruchssinn, der mit jenem fleischfressender Dinosaurier vergleichbar war. Die meisten heute lebenden Vögel haben eine weniger gute Nase, doch war diese Fähigkeit für frühe Vögel offenbar noch weit wichtiger als bislang vermutet und hat sich wohl erst später verloren.

Proceedings of the Royal Society
Quelle: "Olfactory acuity in theropods: palaeobiological and evolutionary implications", Darla K. Zelenitsky et al.; Proceedings of the Royal Society B, (doi:10.1098/rspb.2008.1075)


 

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