Strom zwischenspeichern per Elektrolyse: Hohe Ausbeute auch ohne Platin

Beim Spalten von Wasser ersetzen günstige Kobaltkomplexe und Nanoröhrchen teures Edelmetall
Kobaltkomplexe docken an Nanoröhrchen an und können Wasser effizient in einer Elektrolyse spalten (Grafik)
Kobaltkomplexe docken an Nanoröhrchen an und können Wasser effizient in einer Elektrolyse spalten (Grafik)
© E. S. Andreiadis CEA
Grenoble (Frankreich) - Wenn Wind- und Solarparks zu viel Strom erzeugen, bietet sich Wasserstoffgas als effizienter Zwischenspeicher an. Um Wasser möglichst günstig per Elektrolyse in Sauerstoff und Wasserstoff spalten zu können, entwickelten französische Wissenschaftler nun neue, langlebige Materialen für die Elektroden. Sie bestehen aus speziellen Kobaltkomplexen und Nanoröhrchen aus Kohlenstoff und haben das Potenzial, das bisher favorisierte, aber sehr teure Platin zu ersetzen. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher im Fachblatt „Nature Chemistry“.

„Diese Kobaltkomplexe gehören zu den effizientesten molekularen Katalysatoren für die Wasserstoff-Erzeugung“, berichten Vincent Artero und seine Kollegen von der Université Grenoble. Doch war es bisher sehr schwierig, diese kobalthaltigen Moleküle langfristig als Kathode in Elektrolyse-Zellen nutzen zu können. Das Team um Artero löste dieses Problem, indem es über mehrstufige chemische Prozesse die katalytisch aktiven Kobaltkomplexe an Nanoröhrchen aus Kohlenstoff andockte.

Erste Laborversuche belegten, dass mit dieser neuen Kathode Wasser sehr effizient in Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt werden konnte. Schon geringe elektrische Spannungen unter einem Volt reichten aus, um pro Kobaltkomplex bis zu 8.000 Wassermoleküle elektrolytisch spalten zu können. Selbst nach sieben Stunden und etwa 55.000 Reaktionszyklen zeigte das Material noch keine Abnutzungserscheinungen. In bisherigen Versuchen konnte die hohe Effizienz der Kobaltkomplexe nur für wenige hundert Zyklen aufrechterhalten werden.

Mit dieser Entdeckung könnten Elektrolyse-Anlagen, die heute mit einem Wirkungsgrad von etwa 70 Prozent arbeiten, auf das etablierte Platin als Kathodenmaterial verzichten. Vor einem technischen Einsatz müssten allerdings noch Produktionsprozesse für größere Mengen entwickelt werden. Gelingt dies, wäre eine weitere Hürde für die Nutzung von Wasserstoff als Zwischenspeicher für überschüssigen Strom aus erneuerbaren Quellen überwunden. Die so im Wasserstoff gespeicherte Energie ließe sich über Brennstoffzellen wieder in elektrischen Strom umwandeln, um Elektroautos anzutreiben oder Spitzenlasten im Stromnetz abzupuffern.

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