Straßenwartung fördert Invasion fremder Pflanzenarten

Bauarbeiten können versehentlich die Verbreitung invasiver Gräser begünstigen
Austin (USA) - Die Wartung von Straßen kann unerwünschte Nebenwirkungen haben, denn eingeschleppte Pflanzenarten breiten sich durch die Bauarbeiten womöglich deutlich schneller aus. Der Grund: Die Baufahrzeuge transportieren vereinzelte Samen über viel weitere Strecken als diese allein aufgrund natürlicher Gegebenheiten überwinden würden, haben amerikanische Forscher am Beispiel eines japanischen Grases beobachtet. Ihre auf Feldversuchen beruhende Computersimulation präsentierten die Wissenschaftler auf der Jahrestagung der "Ecological Society of America" in Austin.

"Die Samen, die nach einer Bewegung über weite Distanzen landen, sind der Schlüssel", erläuterte Emily Rauschert von der Pennsylvania State University. "Sie sind die treibende Kraft eines rapiden Wachstums einer invasiven Art." Als invasive Arten werden eingeschleppte Spezies bezeichnet, die sich in ihrer neuen Umgebung schnell und massiv ausbreiten und das neue Ökosystem im Extremfall stark stören. In Feldversuchen hatten Rauschert und ihre Kollegen getestet, welchen Effekt Straßenarbeiten auf die Ausbreitung der Samen der eingeschleppten Grasart Microstegium vimineum haben könnten. Dieses Gras hatte sich sehr viel schneller verbreitet als theoretisch angenommen und die Forscher wollten herausfinden, welche Mechanismen dahinter stecken könnten. Dazu markierten sie Pflanzensamen vergleichbarer Größe und ähnlichen Gewichts mit fluoreszierenden Farbstoffen und platzierten sie vor den üblichen Wartungsarbeiten entlang von Straßen. Um zu verhindern, dass das Experiment Einfluss auf die Pflanzenwelt der untersuchten Gegend nehmen könnte, waren diese vorher abgekocht worden. Diese Prozedur machte ein Keimen extrem unwahrscheinlich.

Nach Ende der Straßenarbeiten protokollierten die Wissenschaftler die neuen Positionen der Samen und entwickelten anhand dieser Daten ihr Computermodell. Die meisten hatten Entfernungen von rund 50 Metern vom Ursprungsort erreicht, doch vereinzelt auch Strecken von mehr als 250 Metern geschafft, stellten die Forscher fest. Es handelte sich zwar nur um einen kleinen Prozentsatz, doch diese wenigen Einzelsamen erklären die überraschend schnelle Verbreitung. Sie können weit entfernt von der Ursprungspflanze einen neuen Standort schaffen und sich von dort aus weiter verbreiten.

Schweres Gerät wie zum Beispiel Planiermaschinen könnte bei der Arbeit wie eine Art Pflug wirken und die Samen entlang der Straße verteilen, vermutet Rauschert. Die Reichweite der Samen invasiver Arten zu limitieren, ist ihrer Meinung nach der effektivste Ansatz, der Ausbreitung entgegenzuwirken, und besser als chemische oder mechanische Methoden. In empfindlichen Habitaten, schlug die Forscherin beispielsweise vor, könnten spezielle Puffer-Zonen eingerichtet werden, in denen Wartungsarbeiten der Straßen nur eingeschränkt durchgeführt werden dürfen.

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Quelle: "Human-mediated spread of invasive plants across a landscape", Rauschert, Mortensen; 96th annual meeting of the Ecological Society of America in Austin (COS 44-1)


 

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