Stickstoffmonoxid verlängert das Leben

Bei Fadenwürmern wird der gasförmige Botenstoff von Darmbakterien produziert und lässt die Tiere langsamer altern
Immunfluoreszenz macht sichtbar, wie das von Bakterien produzierte NO aus dem Darm in Körperzellen des Wurms eindringt (rechts); in Würmern ohne diese Bakterien lässt sich kein NO nachweisen (links).
Immunfluoreszenz macht sichtbar, wie das von Bakterien produzierte NO aus dem Darm in Körperzellen des Wurms eindringt (rechts); in Würmern ohne diese Bakterien lässt sich kein NO nachweisen (links).
© Evgeny Nudler, Ph.D.
New York (USA) - Stickstoffmonoxid (NO) hat im Organismus ganz unterschiedliche Funktionen. Der natürliche Botenstoff reguliert die Elastizität der Blutgefäßwände und Reaktionen des Immun- und Nervensystems. Zumindest bei Fadenwürmern beeinflusst das kurzlebige Gas sogar die Lebensdauer, berichten jetzt amerikanische Forscher. Im Gegensatz zum Menschen kann der Wurm Caenorhabditis elegans NO nicht selbst erzeugen. Diese Aufgabe übernehmen seine Darmbakterien. Der von den Mikroben freigesetzte Signalstoff aktiviert bestimmte Gene des Wurms, erhöht so die Stressresistenz und lässt die Tiere länger leben. Möglicherweise könnten auch NO-produzierende Darmkeime des Menschen eine gesundheitsfördernde Wirkung haben, schreiben die Wissenschaftler im Fachblatt „Cell“.

„Es ist erstaunlich, dass ein kleines Molekül, das der eine Organismus produziert, den Stoffwechsel und sogar die Lebensdauer eines anderen Organismus dramatisch verändern kann, indem es als chemisches Signal direkt auf die Zellen einwirkt“, sagt Evgeny Nudler von der New York University School of Medicine. Der Fadenwurm C. elegans ernährt sich von lebenden Bakterien, von denen aber einige im Darm verbleiben, ohne verdaut zu werden. Nudlers Forscherteam konnte zeigen, dass Bacillus subtilis-Bakterien im Darm der Würmer NO freisetzen, das in den Körper der Tiere eindringt. Ernährten sich die Würmer von genetisch veränderten Bakterien, die kein NO mehr bilden konnten, verkürzte sich ihre Lebensdauer um 15 Prozent. Genetische Untersuchungen ergaben, dass der Botenstoff in den Wurmzellen 65 Gene aktiviert. Einige davon spielen bei der Stress- und Immunabwehr eine Rolle und sind dafür bekannt, dass sie die Lebensdauer beeinflussen. Die Forscher halten es für möglich, dass der Fadenwurm eine ursprünglich vorhandene Fähigkeit, selbst NO zu erzeugen, verloren hat, weil ihn die Darmbakterien ausreichend damit versorgen.

Zwar verfügt der Mensch wie die meisten Tiere über Enzyme, die NO freisetzen. Aber mit dem Älterwerden sinkt unser NO-Spiegel, was den normalen Alterungsprozess beschleunigen könnte, sagt Nudler. Daher würde vielleicht die Zufuhr probiotischer NO-bildender Bakterien diesen Prozess verlangsamen. Denn eine NO-Freisetzung im Darm aktiviert möglicherweise auch einige Gene unserer Darmzellen und schützt sie damit vor Stress- und Altersschäden.

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