Stahlwerke: Treibstoff aus Abgasen
„Die Kohlendioxidemissionen von Stahlwerken können eine neue wichtige Energiequelle werden und gleichzeitig zur Emissionsreduktion beitragen“, sagt Jennifer Holmgren, Geschäftsführerin von LanzaTech. Gibt das Unternehmen selbst nur spärliche Informationen über den Fermentationsprozess preis, lässt das Patent genauere Schlüsse zum Verfahren zu. So legt der Stoffwechsel von drei Bakterienarten aus der Familie der Clostridien - C. autoethanogenum, C. ljungdahlii, C. ragsdalei - die Basis, um auch in warmen Abgasen Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Wasserstoff zu Ethanol, Essigsäure, Aceton oder iso-Propanol umwandeln zu können. Die Wirkungsgrade werden zwar nicht näher beziffert, doch sind sie unter Drücken von etwa zehn Atmosphären offenbar ausreichend hoch, um bestehende Stahlwerke mit entsprechenden Bioreaktoren wirtschaftlich erweitern zu können.
Zwei erste Pilotanlagen in China konnten mit den Abgas fressenden Mikroben jeweils rund 300 Tonnen Ethanol jährlich produzieren. Nun will LanzaTech das Verfahren gemeinsam mit dem deutschen Unternehmen Siemens weiter entwickeln und vermarkten. Das Potenzial allein für die Ethanol-Gewinnung aus Abgasen der Stahlwerke ist groß und wird von LanzaTech weltweit auf über 100 Milliarden Liter geschätzt. Das wäre genug, um den derzeitigen Bedarf an Ethanol zu decken und könnte sich entlastend auf die Tank-Teller-Diskussion bei der Produktion von Bioethanol als Treibstoff auswirken. Zusätzlich würden derart ausgebaute Stahlwerke ihre Klimabilanz durch die Nutzung der zuvor vollständig emittierten Abgase etwas verbessern können.