Stadtnähe schützt Vogelnester vor Räubern

Alternative Nahrungsquellen in der Stadt halten Nesträuber von Vogelnestern fern
Nest der Wanderdrossel (Turdus migratorius)
Nest der Wanderdrossel (Turdus migratorius)
© ZeWrestler
Columbus (USA) - Vogelnester in ländlichen Gegenden werden umso häufiger zur Beute von Nesträubern, je mehr räuberische Vögel oder Säugetiere es in der Region gibt. Dieser simple Zusammenhang gilt allerdings nicht für Gebiete in Stadtnähe, berichten amerikanische Biologen. Dort sind die Räuber offenbar nicht für sinkende Bestandszahlen von Singvögeln verantwortlich. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass Nesträuber im städtischen Umland ihren Hunger eher durch Nahrungsmittel menschlicher Herkunft stillen und deshalb weniger Nester plündern. Das sei ein Beispiel dafür, wie menschliche Besiedlung eine natürliche Räuber-Beute-Beziehung völlig aufheben kann, schreiben die Forscher im Fachblatt "Ecological Applications".

"Wir haben zwar beobachtet, dass die Zahl der Vögel einiger Arten in stadtnahen Gebieten zurückgeht, während gleichzeitig die Zahl der Räuber wie Hauskatzen und Waschbären zugenommen hat. Daher wäre es nahe liegend, die beiden Beobachtungen zu verbinden. Aber eine solche ursächliche Verbindung gibt es nicht", sagt Amanda Rodewald von der Ohio State University in Columbus. Nur in ländlichen Gegenden sinkt die Überlebensrate von Nestlingen mit steigender Zahl von Nesträubern. In der Nähe von Städten nutzen die Räuber, wenn ihre Zahl zunimmt, verstärkt andere Möglichkeiten des Nahrungserwerbs. Dabei spielen Müllbehälter, Vogelhäuschen und Obstgärten eine wichtige Rolle, wovon die brütenden Vögel profitieren.

Über einen Zeitraum von sechs Jahren kontrollierte Rodewalds Forschungsgruppe 2942 Vogelnester von fünf Singvogelarten an 19 bewaldeten Standorten, die unterschiedlich weit entfernt von besiedeltem Gebiet lagen. Die Biologen registrierten 67 Überfälle auf Nester und identifizierten 18 Arten von Räubern, darunter Streifenkauz, Rotschwanzbussard, Waschbär, Eichhörnchen und Hauskatzen. Für jedes Gelege ermittelten sie die Überlebensrate der Brut pro Jahr sowie die Zahl der gesichteten Nesträuber am Standort. In ländlichen Gegenden war beispielsweise eine Zunahme der Zahl von Nesträubern von 1 auf 20 gekoppelt mit einer Abnahme der Überlebensrate um 22 Prozent. In Stadtnähe hatte dagegen die gleiche Zunahme der Räuberzahl kaum eine Auswirkung auf den Bruterfolg.

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Quelle: "Anthropogenic resource subsidies decouple predator-prey relationships", Amanda Rodewald, Laura Kearns, Daniel Shustack, Ecological Applications, Online-Publikation, doi:10.1890/10-0863.1


 

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