Stadtleben versaut die Stimmung

"Die mentale Gesundheit wird in Städten negativ beeinflusst", schreiben Florian Lederbogen und seine Kollegen vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. An dem Teilinstitut der Heidelberger Universität setzten die Wissenschaftler einige Dutzend Probanden, die auf dem Land oder in Städten geboren wurden und aufwuchsen, einem normierten Stresstest aus. Während die Testkandidaten Mathematik-Aufgaben unter Zeitdruck lösen mussten, wurden die Hinraktivitäten mit dem bildgebenden Verfahren der Magnetresonanzspektroskopie (fMRI) aufgezeichnet.
Die Ergebnisse offenbarten deutlich, dass die Aktivität des Mandelkerns mit zunehmender Siedlungsgröße – Dorf, Kleinstadt, Großstadt – anstieg. Dieses Kerngebiet des Gehirns im medialen Teil des Temporallappens machen Hirnforscher für die Verknüpfung von erlebten Ereignissen und Emotionen verantwortlich. Sowohl der aktuelle Wohnort als auch das Aufwachsen im jeweiligen Umfeld korrelierten klar mit der Mandelkern-Aktivität.
Dass Lärm, Abgase und höhere Wohndichte als wesentliche Stressfaktoren das Leben in der Stadt mehr belasten als auf dem Land, ist zwar seit langem bekannt. Doch mit der direkten Korrelation mit Hirnprozessen belegten die Forscher erstmals nachhaltige Veränderungen von neuronalen Abläufen mit dem Lebensraum. Dieser Ansatz könnte nun helfen, die Lebensqualität von Stadtbewohnern zu verbessern. Das ist von globaler Bedeutung, da weltweit über die Hälfte aller Menschen in Städten leben. Bis 2050 wird dieser Anteil auf gut Zweidrittel anwachsen.