Spanische Grippe: Überlebende noch heute immun
"Aus der Grippepandemie von 1918 können wir viel darüber lernen, was in zukünftigen Pandemien passieren könnte", sagt James Crowe von der Vanderbilt University in Nashville. Die damalige weltweite Grippewelle hatte schätzungsweise 50 Millionen Tote gefordert. Der Erreger wurde 2005 aus Proben von Leichen rekonstruiert, die im Dauerfrostboden konserviert waren. Das H1N1-Virus stammte wahrscheinlich von einem Vogelgrippevirus ab. Daher befürchten manche Forscher, dass sich das vor einigen Jahren aufgetretene Vogelgrippevirus H5N1 an den Menschen anpassen und in einen Erreger mit vergleichbarer Wirkung verwandeln könnte.
Crowe und seine Kollegen untersuchten Blutproben von 32 Überlebenden der Spanischen Grippe, die 91 bis 101 Jahre alt waren. In allen Fällen fanden sie Antikörper gegen das Hämagglutinin des H1N1-Virus. Aus sieben von acht Proben konnten sie B-Lymphozyten isolieren, die für die Produktion dieser Antikörper verantwortlich waren. Daraus erzeugten sie unbegrenzt wachsende Zellkulturen, die monoklonale Antikörper bildeten. In den Labors der Centers for Disease Control and Prevention in Atlanta infizierten die Forscher Mäuse mit dem rekonstruierten Grippevirus. Während sämtliche nicht behandelten Tiere starben, überlebten alle Mäuse, denen eine hohe Dosis des monoklonalen Antikörpers verabreicht wurde. "Das sind die besten Antikörper, die ich jemals gesehen habe", kommentiert Crowe die starke Wirkung der Immuntherapie. Normalerweise lässt ein Immunschutz mit dem Alter nach und geht früher oder später ganz verloren. Erstmals hat sich nun erwiesen, dass eine Immunisierung sogar mehr als 90 Jahre lang erhalten bleiben kann.