Singvögel trällern mit superschnellen Muskeln

Die Gesangskünstler können ihre Melodie damit schneller modulieren als bislang gedacht
Trällernder Star vor der Golden Gate Bridge in San Francisco.
Trällernder Star vor der Golden Gate Bridge in San Francisco.
© Coen Elemans
Utha (USA) - Manche Singvögel nutzen zum Trällern superschnelle Muskeln und führen damit die schnellsten Bewegungen aus, die jemals bei Wirbeltieren gemessen werden konnten. Stare und Zebrafinken ziehen die Muskeln ihres Stimmapparates hundert mal schneller zusammen als ein Mensch blinzeln kann, haben amerikanische Biologen entdeckt. Ähnlich schnelle Muskelkontraktionen waren bisher nur bei wenigen Tierarten bekannt, darunter Klapperschlangen und einige Fische. Nach ihrer Beobachtung halten es die Forscher für durchaus wahrscheinlich, dass alle Singvögel diese extrem schnellen Muskeln besitzen, berichten sie im Online-Fachblatt "PLoS ONE".

"Mit diesen außergewöhnlichen Muskeln erlangen Vögel eine präzisere Kontrolle über ihre Stimme und können aktiv Lautstärke und Frequenz ihres Liedes schneller ändern, als es bisher physikalisch für möglich gehalten wurde", erklärt Coen Elemans. Gemeinsam mit seinen Kollegen von der University of Utah hatte der Biologe die Muskelaktivität bei ungehindert singenden Vögeln untersucht sowie Labormessungen an isolierten Muskeln durchgeführt. Stare und Zebrafinken können Muskeln ihres Stimmapparates in lediglich drei bis vier Millisekunden kontrahieren und wieder entspannen, beobachteten die Wissenschaftler. Das ist hundert mal schneller als die 300 bis 400 Millisekunden, die ein Mensch zum Blinzeln benötigt. Mit diesen Muskeln bewegen die Vögel Strukturen, die der Stimmlippe des Menschen entsprechen, und modulieren damit Lautstärke und Frequenz des Tons.

Superschnelle Muskeln kennen Biologen zum Beispiel von den Geräusch erzeugenden Organen der Klapperschlange oder den Schwimmblasenmuskeln mancher Fische. Diese Muskeln können mechanische Arbeit mit einer Frequenz von 100 Hertz verrichten. Die superschnellen Muskeln der Singvögel kommen sogar auf 250 Hertz, was bedeutet, dass die Vögel die für Töne zuständigen Muskeln 250 mal in der Sekunde an- und entspannen können und damit ihre Lieder modulieren. Mit ihrer Untersuchung zeigen Elemans und seine Kollegen, dass dieser Muskeltyp, der für extrem außergewöhnlich gehalten wurde, im Tierreich möglicherweise weiter verbreitet ist als bislang vermutet.

PloS One
Quelle: "Superfast Vocal Muscles Control Song Production in Songbirds", Coen Elemans; PLoS ONE (Vol. 3, S. e2581, doi:10.1371/journal.pone.0002581)


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg