Sieben Minuten Horrortrip: Neuem Mars-Rover steht schwere Landung bevor

Der Rover „Curiosity“ mit einer Tonne Gewicht muss von 21.000 Stundenkilometern abgebremst und sicher gelandet werden
Die „Sky Crane“ genannte Abseilvorrichtung des Rovers.
Die „Sky Crane“ genannte Abseilvorrichtung des Rovers.
© NASA/JPL-Caltech
Washington, DC (USA) - Nicht nur bei Olympia stehen Rekorde an. Auch auf dem Mars sollen neue Höchstleistungen vollbracht werden: Am 6. August um 7:31 Uhr mitteleuropäischer Zeit landet der mit einer Tonne Gewicht bislang schwerste Mars-Rover „Curiosity“ in der komplexesten Prozedur, die je für eine Marsmission ersonnen wurde. Eine Videokamera an Bord des Rovers soll erstmals die Landung filmen, die insgesamt sieben dramatische Minuten dauern wird. Zuschauer und Operatoren werden nach der Ankunft allerdings 14 bange Minuten warten müssen, bis sie aufatmen können, denn so lange sind die Radiosignale vom Mars bis zur Erde unterwegs. Der Rover ist seit achteinhalb Monaten unterwegs und soll nach Spuren von Leben auf dem Mars suchen. Die NASA arbeitet schon sieben Jahre an der 2,5 Milliarden Dollar teuren Mission.

„Der Schwierigkeitsgrad liegt bei über zehn“, meint der Missionsingenieur Adam Steltzner zum ambitionierten Landeprozess. Der Plan: Der kleinwagengroße Rover tritt mit seiner interplanetaren Reisegeschwindigkeit von rund 21.000 Stundenkilometern in 125 Kilometern Höhe in die Marsatmosphäre ein. Winkel und Lage müssen stimmen, damit die Landekapsel eine S-Kurve fliegen kann, bei der die Geschwindigkeit auf knapp 1.500 Stundenkilometer abgebremst wird. In einer Höhe von 11 Kilometern entfaltet sich dann der größte je gebaute Überschall-Fallschirm; der auf 1.600 Grad Celsius aufheizte Hitzeschild wird abgesprengt. In gut ein Kilometer Höhe trennt sich die Landeplattform von Kapsel und Fallschirm und zündet Bremsraketen. Diese sollen die Plattform einige Dutzend Meter über dem Marsboden schwebend stabilisieren, während der Rover langsam abgeseilt wird. Dadurch soll verhindert werden, dass Staub aufgewirbelt wird, der die Sensoren des Rovers stören könnte. Sobald der Rover aufgesetzt hat, sprengen Zünder die Kabel ab, und die Raketenplattform fliegt mit ihrem verbleibendem Treibstoff möglichst weit weg, bis sie zerschellt.

Hauptaufgabe des Rovers mit seinen zehn Instrumenten ist die Untersuchung des Marsbodens nach Hinweisen, ob auf dem Mars früher ein lebensfreundliches Klima herrschte. Hierzu wird er Gesteinsproben untersuchen und nach Spuren von Kohlenstoffverbindungen suchen. Der Gale-Krater, in dem der Rover landen wird, bietet ein mineralienreiches Gestein. Dieses war ehemals wahrscheinlich von Wasser durchdrungen und hätte somit Mikroorganismen als Lebensgrundlage dienen können. In der Nähe des Kraters befindet sich der Mount Sharp, an dessen Hängen über drei Milliarden Jahre alte Gesteinsschichten zu finden sind, von denen sich die Forscher Erkenntnisse über die Geologie des frühen Mars erhoffen. Eine Landung an den schrägen Hängen wäre aber zu riskant gewesen, weswegen man sich für den flachen Gale-Krater entschieden hat.

Curiosity ist so schwer, dass er nicht mit Solarmodulen betrieben werden kann. Stattdessen hat er eine Plutonium-Isotopenbatterie an Bord, die vom Weißen Haus genehmigt werden musste. Die Hitze des Plutoniums wird in elektrischen Strom umgewandelt. Es handelt sich hierbei aber nicht um das gefährliche Waffenplutonium, aus dem Atombomben gebaut werden können, sondern um ein sehr viel weniger gefährliches Isotop. Die Hälfte aller Mars-Missionen ist bisher zwar schief gelaufen, aber die NASA hatte mit den beiden Rovern „Spirit“ und „Opportunity“ in den vergangenen Jahren große Erfolge vorzuweisen. Nach sieben Jahren Vorbereitung setzt sie deshalb entsprechende Hoffnungen in ihre bislang größte und schwierigste Marsmission. Überall in den Staaten veranstaltet die NASA deshalb öffentliche Vorträge und Partys. Sogar ein Computerspiel gibt es, in dem man eine Marslandung proben kann. Dort lässt sich lernen, dass schon der kleinste Fehler einen Haufen Weltraumschrott produziert.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: NASA


 

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