Sexuallockstoff führt Schmetterlingsraupe zum Futter

„Wir zeigen hier, dass Pheromone – je nach Entwicklungsstadium – eine unterschiedliche Funktion für die Individuen einer Spezies haben können“, schreiben die Forscher um Emmanuelle Jacquin-Joly vom Institut National de la Recherche Agronomique (INRA) in Versailles. Sie untersuchten die Reaktion des Afrikanischen Baumwollwurms, der Raupe des Nachtfalters Spodoptera littoralis, auf Pheromone der weiblichen Falter dieser Schmetterlingsart. Männliche und weibliche, frühe und späte Stadien der Raupen wurden sowohl von Extrakten der Pheromondrüsen als auch vom synthetisch hergestellten Hauptbestandteil dieser Inhaltsstoffe angezogen. Auf die Lockstoffe einer anderen Falterart reagierten sie dagegen nicht. Wurden die Antennen der Raupen mit Wachs versiegelt, konnten sie die Duftquelle nicht mehr lokalisieren. Im Riechorgan der Antennen waren dieselben pheromonbindenden Proteine nachweisbar wie auch bei den männlichen Faltern. Vor die Wahl gestellt, bevorzugten die Raupen pheromonhaltige Nahrung gegenüber derselben Nahrung ohne Zusatz.
Der biologische Sinn einer solchen Reaktion von Larven auf einen Sexuallockstoff ist noch nicht aufgeklärt. Die Forscher vermuten aber, dass den Raupen auf diese Weise die Nahrungssuche erleichtert wird. Wenn weibliche Falter Männchen anlocken, setzen sie ihren Duftstoff möglicherweise bevorzugt in der Nähe von Pflanzen frei, die später dem Nachwuchs als Nahrungsquelle dienen. Oder sie hinterlassen den Pheromonduft bei der Eiablage auf der Futterpflanze. So wäre es denkbar, dass die frisch geschlüpften Raupen mit ihrer ersten Nahrung das Pheromon registrieren. Dabei könnten sie lernen, dem Geruch zu folgen, um neue Futterplätze zu finden.