Seltenster Wal der Welt: erstmals vollständige Exemplare

2010 gestrandetes Mutter-Jungtier-Paar entpuppt sich als extrem rare Art und bereichert Wissen um den Bahamonde-Schnabelwal
Die äußerst seltenen Bahamonde-Schnabelwale ähneln dem hier abgebildeten Gray-Zweizahnwal und waren zunächst für solche gehalten worden
Die äußerst seltenen Bahamonde-Schnabelwale ähneln dem hier abgebildeten Gray-Zweizahnwal und waren zunächst für solche gehalten worden
© New Zealand Government
Auckland (Neuseeland) - Ein bemerkenswerter Fund gibt dem seltensten Wal der Welt endlich ein Gesicht und einen kompletten Köper obendrein. Was traurig für eine Walmutter und ihr Junges endete, ist für die Wissenschaft eine wahre Sensation: Mit den zwei 2010 an der Küste Neuseelands gestrandeten Exemplaren hat sich das Wissen über den äußerst raren Bahamonde-Schnabelwal (Mesoplodon traversii) schlagartig um ein Vielfaches erweitert. Bisherige Funde der Walart beschränkten sich lediglich auf zwei Schädelfragmente und einen Kiefer, berichten neuseeländische Biologen im Fachblatt „Current Biology“. Dementsprechend waren über das Aussehen der Tiere kaum stichhaltige Informationen vorhanden. Da die Fundstücke aus dem Jahr 1872, den 1950er Jahren sowie aus dem Jahr 1986 stammten, galt zudem nicht einmal als gesichert, dass heute noch lebende Exemplare existieren. Nun konnten die Forscher erstmals eine vollständige Beschreibung dieser Meeressäuger erarbeiten.

„Dies ist das erste Mal, dass die Art – ein Wal von mehr als fünf Metern Länge – jemals als vollständiges Exemplar gesehen wurde, und wir hatten das Glück, gleich zwei von ihnen zu finden“, freut sich Rochelle Constantine von der University of Auckland, „Alles, was wir bisher über den Bahamonde-Schnabelwal wussten, stammte von drei nur teilweise erhaltenen Schädeln, die über einen Zeitraum von 140 Jahren in Neuseeland und Chile gesammelt worden waren. Es ist bemerkenswert, dass wir fast nichts über ein so großes Säugetier wissen.“ Die beiden Wale waren im Dezember 2010 lebend am neuseeländischen Opape Beach gestrandet. Das 5,3 Meter lange Weibchen und das 3,5 Meter lange Männchen konnten aber nicht gerettet werden.

Zunächst waren die Biologen davon ausgegangen, dass es sich um einen anderen Vertreter der Schnabelwale handelte, den Gray-Zweizahnwal (Mesoplodon grayi), auch Camperdown-Wal genannt. Erst routinemäßige Analysen des Erbguts brachten ans Licht, um welch seltene Art es sich handelte. „Als diese Individuen in unser Labor kamen, nahmen wir DNA-Proben, wie wir das gewöhnlich bei Exemplaren wie diesen machen“, erzählt Constantine. „Wir waren sehr überrascht, dass es Bahamonde-Schnabelwale waren.“ Um ganz sicher zu gehen, hätten sie die Proben ein paar mal überprüft. Nun sei bestätigt, schreiben die Biologen, dass diese Art noch vorhanden ist, und es sei erstmals eine Beschreibung des seltensten und vielleicht rätselhaftesten Meeressäugers vorhanden.

Warum der Bahamonde-Schnabelwal so überaus selten und schwer zu fassen ist, können die Forscher allerdings nicht mit Sicherheit sagen. „Es könnte sein“, vermutet Constantine, „dass sie einfach eine Art sind, die in den tiefen Gewässern der Ozeane leben und sterben und nur selten an Land gespült werden.“

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