Selbstheilung nach dem Infarkt: Aktivierte Stammzellen regenerieren Herzgewebe

Ein natürlicher Botenstoff veranlasst adulte Stammzellen im Herz, sich in Herzmuskelzellen umzuwandeln
London (Großbritannien) - Ein Herzinfarkt verursacht bleibende Schäden im Herzmuskel. Jetzt ist britischen Medizinern ein wichtiger Schritt zur Entwicklung einer Therapie gelungen. Erstmals konnten sie bei erwachsenen Mäusen Herzstammzellen im Epikard, der äußeren Schicht der Herzwand, identifizieren. Durch Behandlung mit einem natürlichen Botenstoff wurden diese ruhenden Zellen aktiviert und dazu angeregt, sich in Herzmuskelzellen zu verwandeln. Diese waren funktionstüchtig und integrierten sich in ein infarktgeschädigtes Gewebe, schreiben die Forscher online im Fachjournal "Nature" (doi: 10.1038/nature10188). Um einen merklichen therapeutischen Effekt zu erzielen, müsse die Effizienz des Verfahrens allerdings noch gesteigert werden.

"Wir haben gezeigt, dass es möglich sein könnte, Herzen zu reparieren, die durch einen Infarkt geschädigt sind. Unser Verfahren könnte dazu beitragen, neue Therapien gegen Herzinsuffizienz zu entwickeln", sagt Paul Riley vom University College London. Es war bisher zwar bekannt, dass es im Herzen - wie in anderen Organen auch - adulte Stammzellen geben muss, die zu einer Regeneration von zerstörtem Gewebe fähig sind. Allerdings reicht dieses Potenzial zur Selbstheilung normalerweise nicht aus, um bleibende Schäden nach einem Herzinfarkt zu verhindern. Riley und seine Kollegen haben nun die ruhenden Herzstammzellen im Perikard aufgespürt und einen Wirkstoff gefunden, der sie aktiviert: Der natürliche Eiweißstoff Thymosin-beta-4 bewirkte, dass daraus zunächst Vorläuferzellen und schließlich neue Herzmuskelzellen entstanden. Diese wanderten in das geschädigte Gewebe ein und stellten damit die verringerte Pumpleistung des Organs teilweise wieder her.

Ziel: Vorbeugende Behandlung infarktgefährdeter Menschen

In den Tierversuchen wurden die Mäuse zunächst mit Thymosin-beta-4 vorbehandelt. Wenn sie dann einen Infarkt erlitten und erneut den Wirkstoff einnahmen, blieben weniger Herzschäden zurück als bei unbehandelten Tieren. Noch reicht die Zahl an Herzzellen, die sich mit der neuen Behandlungsmethode erzeugen lassen, nicht aus, um eine Herzschwäche zu verhindern. Daher suchen die Forscher nach weiteren Wirkstoffen, die den Regenerationsprozess effizienter machen sollen. Die Identifizierung der Stammzellen und ihrer genetischen Merkmale hat die Erfolgsaussichten dafür wesentlich erhöht. "Ich könnte mir vorstellen, dass ein Patient mit erhöhtem Herzinfarktrisiko regelmäßig Tabletten einnimmt, die es dem Herzen erleichtern, nach einem Infarkt den Schaden zu reparieren", sagt Riley im Hinblick auf einen zukünftigen therapeutischen Einsatz. Bis es so weit ist, dürften aber noch einige Jahre vergehen.

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Quelle: "De novo cardiomyocytes from within the activated adult heart after injury", Nicola Smart et al.; Nature, Online-Publikation, doi: 10.1038/nature10188


 

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