Schwer vorhersehbar: Die Pfade der Wüstenspringmaus
„Zweifüßige Springmäuse und vierfüßige Rennmäuse teilen sich dasselbe Habitat, Räuber, Futterquellen und aktive Stunden des Tages“, erläuterte Talia Moore von der Harvard University. „Es scheint, dass ihre unterschiedlichen Fortbewegungsformen unterschiedliche Fähigkeiten erschaffen, vor Räubern zu flüchten. Dies erlaubt es den Springmäusen, weiter von ihren Bauten entfernt nach Futter zu suchen, was wiederum die Konkurrenz zwischen den Arten beschränkt.“ Auf diese Weise könnten diese Altwelt-Nager unterschiedliche Nischen im selben Lebensraum besetzen, so die Biologin. Gemeinsam mit ihren Kollegen hatte Moore die Fortbewegungsmuster von Spring- und Rennmäusen analysiert. Die Forscher sammelten dazu nicht nur Daten zu Muskelaufbau und bei den Sprüngen auftretenden Kräften bei der Kleinen Wüstenspringmaus (Jaculus jaculus). Darüber hinaus wollten sie das Fluchtverhalten von Renn- und Springmäusen unter natürlichen Bedingungen miteinander vergleichen. Dazu filmten sie in Feldversuchen den Verlauf von Wegen von Mittagsrennmaus (Meriones meridianus) und dem Kleinen Pferdespringer (Allactaga elater).
Es stellte sich heraus: Die Wege der rennenden Vierbeiner sind verglichen mit denen der springenden Zweibeiner leicht durchschaubar. Rennmäuse rennen relativ geradeaus. Bei Springmäusen ist das völlig anders: Sie setzen bei der Fortbewegung eine komplexe Zusammenstellung aus diversen Sprüngen ein. So flitzen sie mal ein Stück geradeaus, mal im Zick-Zack und dann wieder völlig unerwartet im Kreis. Dieses unberechenbare Fluchtverhalten dürfte jeden Räuber, der auf leichte Beute hofft, ziemlich frustrieren.