Schwanger und trotzdem angriffslustig

Moskitofische werden mit weiter fortschreitender Schwangerschaft immer aggressiver
Sydney (Australien) - Rückt der Zeitpunkt der Geburt näher, verhalten sich die meisten Schwangeren zunehmend vorsichtig, um den Nachwuchs nicht zu gefährden. Nicht so werdende Moskitofischmütter: Die sind alles andere als friedfertig und legen sich nur zu gerne mit Artgenossinnen an. Und je weiter ihre Schwangerschaft fortschreitet, desto aggressiver wird ihr Verhalten, haben australische Biologen bei den Fischen beobachtet: Hochschwangere jagen und attackieren andere Weibchen deutlich häufiger als Weibchen, die noch am Beginn ihrer Schwangerschaft stehen. Sie gewinnen die Auseinandersetzungen auch in den meisten Fällen, berichten die Forscher im „Journal of Experimental Biology”. Die Hochschwangeren tun dies sogar, obwohl es für sie hohe Kosten bedeutet – das Kämpfen verbraucht aufgrund ihres Zustandes einen verhältnismäßig größeren Teil ihrer Energiereserven, den sie eigentlich für andere Aktivitäten wie Futtersuche oder die Flucht vor eventuellen Räubern bräuchten.

„Mit fortschreitender Schwangerschaft zeigten Weibchen zunehmend riskantes Verhalten, indem sie Energieressourcen verschwendeten, die für andere Aktivitäten als Kämpfen verfügbar waren“, schreiben Frank Seebacher von der University of Sydney und seine Kollegen. Die Biologen hatten das Sozialverhalten schwangerer Moskitofische (Gambusia holbrooki) beobachtet. Dazu setzten sie jeweils zwei Weibchen zusammen in ein Aquarium – eines hochschwanger, das andere erst am Anfang einer Schwangerschaft stehend. Wie die Fischdamen in dieser Arena miteinander interagierten, klassifizierten sie in drei Kategorien: sich präsentieren, beißen und jagen. Wie weit die Schwangerschaft fortgeschritten war, hatte einen deutlichen Einfluss auf das Verhalten: Das sich Präsentieren und Beißen unterschied sich zwar nicht, aber Hochschwangere zeigten deutlich häufiger das aggressivste Verhalten – das Jagen der Artgenossin. Mit knapp 78 Prozent gewannen sie auch einen Großteil der Auseinandersetzungen.

Neben den Verhaltensexperimenten bestimmten die Biologen auch die Stoffwechselressourcen der Moskitofischweibchen anhand ihres Sauerstoffverbrauchs in Ruhe und unter Belastung. Dabei stellten sie fest, dass Hochschwangeren weniger Energie zur Verfügung steht als Weibchen in einem frühen Stadium der Schwangerschaft. Von dem geringeren ihnen zur Verfügung stehenden Spielraum investieren sie sogar noch mehr in aggressive Handlungen. Auch wenn dieses kampflustige Verhalten insbesondere in Anbetracht ihres Zustandes also durchaus riskant ist, haben die Fische offenbar auch Vorteile. Seebacher vermutet etwa, dass sie als Siegerinnen für sich und ihren Nachwuchs Ressourcen sichern und Konkurrenz vermeiden, indem sie andere Weibchen daran hindern, ebenfalls Nachwuchs zu bekommen.

Moskitofische sind kleine Frischwasserfische, die ursprünglich aus dem Süden der USA stammen. Sie wurden aber zur Bekämpfung von Stechmücken – daher der Name – in viele Teile der Welt eingeführt. Sowohl Männchen als auch Weibchen sind Artgenossen gegenüber hochgradig aggressiv und die Fische entwickeln Hierarchien anhand der Dominanz und dominante Weibchen ziehen mehr Verehrer an als untergeordnete.

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