Schützt eine Impfung vor dem Herzinfarkt?

Menschen, die gegen eine Lungeninfektion durch Pneumokokken geimpft sind, erleiden seltener einen Herzinfarkt
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) im Rasterelektronenmikroskop
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) im Rasterelektronenmikroskop
© Richard Facklam, Centers for Disease Control and Prevention
Sherbrooke (Kanada) - Infektionen und chronische Entzündungen erhöhen das Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken. Aus diesem Grund könnte eine Impfung, die vor einer Lungenentzündung schützt, das Herzinfarktrisiko senken. Das schließen kanadische Mediziner aus den Ergebnissen ihrer Studie. Danach könnte eine Pneumokokken-Impfung gefährdeter Personen die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts um mehr als die Hälfte verringern. Für den eindeutigen Nachweis eines ursächlichen Zusammenhangs seien allerdings neue Studien nötig, schreiben die Forscher im "Canadian Medical Association Journal".

Die enge Korrelation sowie ihre zeitliche Abhängigkeit sprächen für eine ursächliche Beziehung zwischen der Impfung und einem verringerten Infarktrisiko, schreiben Danielle Pilon von der University of Sherbrooke und ihre Kollegen. Für ihre Studie hatten sie Männer und Frauen auswählt, die ein erhöhtes Risiko für Gefäßkrankheiten trugen, weil sie unter Bluthochdruck oder Diabetes litten oder hohe Blutfettwerte aufwiesen. 1000 Probanden hatten im Untersuchungszeitraum einen Herzinfarkt erlitten, 4000 nicht. Unter den Herzinfarktpatienten war der Anteil derer, die vor mehr als einem Jahr eine Pneumokokken-Impfung erhalten hatten, nur etwa halb so groß wie in der Vergleichsgruppe. Für diejenigen, bei denen die Impfung schon mehr als zwei Jahre zurück lag, war die Wahrscheinlichkeit eines Infarktes am geringsten.

Die Forscher vermuten, dass die durch die Impfung erzeugten, gegen die Pneumokokken gerichteten Antikörper eine positive Nebenwirkung haben: Sie bewirken, dass sich weniger Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden. Der genaue Wirkmechanismus müsse aber noch aufgeklärt werden. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass auch zwischen einer Grippeimpfung und dem Infarktrisiko ein ähnlicher Zusammenhang besteht. Ärzte sollten daher dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen mit Arteriosklerose gegen Grippe und eine Pneumokokken-Infektion geimpft werden, schreibt Mohammad Madjid vom Texas Heart Institute in einem begleitenden Kommentar. Außerdem müsste genauer untersucht werden, so Madjid, ob der Einsatz entzündungshemmender Medikamente und Antibiotika sinnvoll wäre, um das Infarktrisiko besonders gefährdeter Menschen zu senken. Die "Ständige Impfkommission (STIKO)" am Robert Koch-Institut empfiehlt eine Impfung gegen Pneumokokken für Säuglinge und Kleinkinder sowie für Erwachsene ab 60 Jahren.

Canadian Medical Association
Quelle: "Pneumococcal vaccination and risk of myocardial infarction", François Lamontagne et al., Canadian Medical Association Journal (CMAJ), Vol: 179(8), p. 773 (2008)


 

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