Schützt eine Impfung vor dem Herzinfarkt?
Die enge Korrelation sowie ihre zeitliche Abhängigkeit sprächen für eine ursächliche Beziehung zwischen der Impfung und einem verringerten Infarktrisiko, schreiben Danielle Pilon von der University of Sherbrooke und ihre Kollegen. Für ihre Studie hatten sie Männer und Frauen auswählt, die ein erhöhtes Risiko für Gefäßkrankheiten trugen, weil sie unter Bluthochdruck oder Diabetes litten oder hohe Blutfettwerte aufwiesen. 1000 Probanden hatten im Untersuchungszeitraum einen Herzinfarkt erlitten, 4000 nicht. Unter den Herzinfarktpatienten war der Anteil derer, die vor mehr als einem Jahr eine Pneumokokken-Impfung erhalten hatten, nur etwa halb so groß wie in der Vergleichsgruppe. Für diejenigen, bei denen die Impfung schon mehr als zwei Jahre zurück lag, war die Wahrscheinlichkeit eines Infarktes am geringsten.
Die Forscher vermuten, dass die durch die Impfung erzeugten, gegen die Pneumokokken gerichteten Antikörper eine positive Nebenwirkung haben: Sie bewirken, dass sich weniger Ablagerungen in den Blutgefäßen bilden. Der genaue Wirkmechanismus müsse aber noch aufgeklärt werden. Aus anderen Untersuchungen ist bekannt, dass auch zwischen einer Grippeimpfung und dem Infarktrisiko ein ähnlicher Zusammenhang besteht. Ärzte sollten daher dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen mit Arteriosklerose gegen Grippe und eine Pneumokokken-Infektion geimpft werden, schreibt Mohammad Madjid vom Texas Heart Institute in einem begleitenden Kommentar. Außerdem müsste genauer untersucht werden, so Madjid, ob der Einsatz entzündungshemmender Medikamente und Antibiotika sinnvoll wäre, um das Infarktrisiko besonders gefährdeter Menschen zu senken. Die "Ständige Impfkommission (STIKO)" am Robert Koch-Institut empfiehlt eine Impfung gegen Pneumokokken für Säuglinge und Kleinkinder sowie für Erwachsene ab 60 Jahren.