Schlagende Partner - depressive Frauen

Studie bestätigt Wechselbeziehung: Übergriffe des Mannes scheinen das Risiko für Depressionen zu erhöhen und umgekehrt
London (Großbritannien) - Frauen, die Opfer von Gewalt in der Partnerschaft werden, neigen später verstärkt zu Depressionen. Aber das Gleiche gilt auch umgekehrt: Frauen mit Depressionen erleben häufiger gewalttätige Übergriffe seitens ihres Partners. Diese Zusammenhänge bestätigt eine Metastudie, die britische Forscher im Fachblatt „PLoS Medicine” vorstellen. Sie fasst die Ergebnisse aus 16 Langzeitstudien zu der Thematik zusammen. Für Männer fanden die Wissenschaftler kaum stichhaltige Beweise für vergleichbare Effekte, lediglich Hinweise darauf, dass häusliche Gewalt auch bei ihnen Symptome für Depressionen begünstigen könnte. Allerdings umfassten nur vier der einbezogenen Studien überhaupt Daten zu Männern.

„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass untersucht werden sollte, ob Gewaltprävention sich als effektiv für die Verminderung bestimmter Formen von Depressionen erweisen könnte“, schreiben Karen Devries von der London School of Hygiene and Tropical Medicine. Gleichermaßen sollte bei Frauen, die mit Symptomen von Depressionen Rat suchen oder bereits deswegen behandelt werden, auf mögliche Gewalterlebnisse und das künftige Risiko von Gewalt geachtet werden. Weitere Forschung sei nötig, so die Wissenschaftler, um herauszufinden, warum Symptome von Depressionen zu Gewaltvorfällen führen – möglicherweise haben junge Frauen mit Depressionen die Veranlagung, sich gewaltbereite Partner zu suchen. Devries und ihre Kollegen durchsuchten für ihre Erhebung zwanzig Datenbanken nach Untersuchungen, die sich mit der Thematik häuslicher Gewalt und Anzeichen von Depressionen beschäftigt hatten. Schließlich schlossen sie 16 Langzeitstudien mit insgesamt 36.163 Teilnehmern in ihre Analysen ein, von denen vier auch Männer einbezogen hatten.

In elf der untersuchten Studien zeigte sich bei Frauen ein statistisch signifikanter Zusammenhang zwischen Gewalt seitens des Partners und späteren Symptomen für Depressionen. Eine Meta-Analyse von sechs Studien ergab, dass sich das Risiko für Depressionen nach diesen negativen Erfahrungen sogar beinahe verdoppelte. Umgekehrt ergab eine Meta-Analyse von vier Studien, dass Symptome für Depressionen das Risiko von Frauen, anschließend Gewalt in ihrer Partnerschaft zu erleben, ebenfalls beinahe verdoppelte. Häusliche Gewalt war bei Frauen außerdem mit darauffolgenden Selbstmordversuchen verbunden. Die Forscher geben allerdings zu bedenken, dass nur wenige der eingeschlossenen Studien auch mehrere andere mögliche Einflussfaktoren oder Effekte emotionaler Gewalt untersucht hatten. Auch Alexander Tsai von der Harvard Medical School merkt in einem begleitenden Kommentar an: „Die Reviewstudie enthüllt große Lücken in der Forschung zu Gewalt seitens des Partners und Depressionen, einschließlich des Mangels, Missbrauch in der Kindheit oder andere Traumata einzubeziehen.“

Dennoch, die Ergebnisse legen einerseits nahe, dass es die Zahl von Depressions- und Selbstmordfällen verringern könnte, wenn Frauen noch besser vor Gewalt geschützt würden. Andererseits geben sie Anlass zu der Vermutung, dass Ärzte verstärkt auf möglicherweise in der Vergangenheit erlebte oder in der Zukunft drohende Gewalterlebnisse achten sollten, wenn sie Frauen mit Symptomen von Depressionen behandeln.

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