Schlaganfall: Antidepressivum verstärkt Selbstheilungskräfte

Die Behandlung mit einem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer fördert die Wiederherstellung kognitiver Hirnfunktionen nach einem Schlaganfall
Iowa City (USA) - In den ersten Monaten nach einem Schlaganfall können Selbstheilungsprozesse einige der geschädigten Hirnfunktionen wiederherstellen. Das Ausmaß dieser Besserung lässt sich durch ein Antidepressivum verstärken, berichten amerikanische Mediziner. Das Medikament bewirkt wahrscheinlich Veränderungen in bestimmten Hirnregionen und verbessert dadurch die Gedächtnisleistung und andere kognitive Fähigkeiten, schreiben die Forscher im Fachblatt "Archives of General Psychiatry". Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht bekannt.

"Der positive Effekt von Escitalopram auf die Wiederherstellung kognitiver Fähigkeiten war unabhängig von seiner Wirkung auf depressive Symptome und unabhängig von der Art des Schlaganfalls", erklären Ricardo Jorge und seine Kollegen von der University of Iowa. Escitalopram (Handelsname: Cipralex) ist ein Medikament aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer und wird bei Depressionen und Angststörungen eingesetzt. Möglicherweise bewirkt es auch die Freisetzung von Substanzen, die das Wachstum von Hirnzellen anregen und dadurch Schäden ausbessern.

Die Studie erfasste 129 Patienten, die innerhalb von drei Monaten nach einem Schlaganfall entweder mit einer täglichen Dosis Escitalopram oder einem Placebo behandelt wurden. Eine dritte Gruppe nahm an einer Problemlösungstherapie zur Behandlung von Depressionen teil. Nach zwölf Wochen verbesserten die Probanden der Escitalopram-Gruppe ihre Ergebnisse von Tests, die das Lern- und Erinnerungsvermögen überprüfen, deutlich stärker als diejenigen der anderen Gruppen. "Die gemessenen Veränderungen in der neuropsychologischen Leistung wirkten sich auch in Verbesserungen von Aktivitäten des täglichen Lebens aus", so die Forscher. Auf welche Weise die Heilwirkung genau zustande kommt, müssen weitere Untersuchungen noch klären.

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Quelle: "Escitalopram and Enhancement of Cognitive Recovery Following Stroke", Ricardo E. Jorge et al.; Archives of General Psychiatry, Vol. 67(2), p. 187


 

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