Schlaganfall-Studie: Zitrusfrüchte enthalten die meisten schützenden Substanzen

Hoher Gehalt an Flavanonen in Orangen und Grapefruits bewirkt den Schutzeffekt
Citrusfrüchte von Limequat bis Pomelo
Citrusfrüchte von Limequat bis Pomelo
© Bernhard Voß
Norwich (Großbritannien) - Wer viel Obst isst, senkt damit das Schlaganfallrisiko. Auf welchen Wirkstoffen dieser Schutzeffekt eigentlich beruht, haben britische und amerikanische Forscher jetzt in einer Studie mit Frauen genauer untersucht. Dabei ermittelten sie die mit der Nahrung zugeführte Menge an Flavonoiden, einer großen Gruppe von Inhaltsstoffen mit antioxidativen Eigenschaften. Aber von diesen erwiesen sich nur die sogenannten Flavanone als relevant, die hauptsächlich in Zitrusfrüchten enthalten sind. Die Probandinnen mit der größten Aufnahme an Flavanonen hatten das geringste Risiko, einen durch verminderte Durchblutung verursachten Schlaganfall zu erleiden, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt „Stroke“. Ein Einfluss des Vitamin C-Konsums ließ sich dagegen nicht nachweisen.

Frühere Studien hätten bereits darauf hingewiesen, dass Obst und Gemüse aufgrund ihres Gehalts an Flavonoiden das Risiko eines Schlaganfalls senken könnten, sagt Aedín Cassidy von der University of East Anglia in Norwich. „Die Schutzwirkung könnte durch mehrere Mechanismen zustande kommen, beispielsweise durch Entzündungshemmung und eine verbesserte Funktion der Blutgefäße“, erklärt der Forscher. Zusammen mit amerikanischen Kollegen untersuchte er, welche von sechs Stoffklassen innerhalb der Flavonoide am wirksamsten sind. Dazu dienten Daten einer prospektiven Langzeitstudie, an der 69.622 Frauen teilnahmen. Diese beantworteten alle vier Jahre Fragen zu ihrer Ernährung, woraus sich der Konsum an Flavonoiden errechnen ließ. Die tägliche Gesamtaufnahme dieser pflanzlichen Inhaltsstoffe lag zwischen 100 und 760 Milligramm pro Person. Hauptquellen waren Tee, Äpfel und Zitrusfrüchte. In einem Zeitraum von 14 Jahren erlitten 1803 Frauen einen Schlaganfall.

Die statistische Auswertung ergab keinen Zusammenhang zwischen dem Gesamtkonsum an Flavonoiden und der Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung. Für diejenigen allerdings, die die größten Mengen an Flavanonen konsumiert hatten, war das Risiko eines ischämischen Schlaganfalls um 19 Prozent kleiner als bei denen mit dem geringsten Flavanon-Konsum. 95 Prozent der Flavanone hatten die Frauen in Form von Orangen und Grapefruits sowie als Säfte dieser Früchte konsumiert. Wer die jetzt belegte vorbeugende Wirkung nutzen will, sollte aber die Frucht dem oft gezuckerten Saft vorziehen, empfehlen die Forscher. Zu den Flavanonen, die in Zitrusfrüchten enthalten sind, gehören Hesperetin und Naringenin.

Einen statistisch gesicherten Zusammenhang zwischen Schlaganfall und dem Konsum anderer Flavonoide – darunter Flavone, Flavonole und Anthocyane – fanden die Wissenschaftler nicht. Das Risiko eines hämorrhagischen Schlaganfalls, der auf einer Hirnblutung beruht, stand nicht in Verbindung mit dem Konsum von Flavonoiden. Die Studie lieferte auch keinen Hinweis auf einen schützenden Effekt von Vitamin C. Um den Wirkmechanismus der Flavanone aufzuklären, seien nun weitere Untersuchungen nötig.

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Quelle: „Dietary Flavonoids and Risk of Stroke in Women“, Aedín Cassidy et al.; Stroke, DOI: 10.1161/STROKEAHA.111.637835


 

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