Schlaf verbessert sich im hohen Alter

Ergebnis umfangreicher Analyse stellt gängige Annahme in Frage, dass abnehmende Schlafqualität zum Altern gehört
Philadelphia (USA) - Im hohen Alter schläft es sich nicht schlechter, sondern sogar besser. Zumindest empfinden Senioren ihren Schlaf grundsätzlich mit steigendem Alter als zunehmend erholsam, ergab eine umfangreiche Studie US-amerikanischer Mediziner. Am seltensten klagten Befragte jenseits der 80 über Schlafstörungen und Müdigkeit, berichten die Forscher im Fachblatt „Sleep“. Diese Ergebnisse widersprechen der allgemeinen Annahme, dass ältere Menschen generell schlechter schlafen und dass dies eine völlig normale Alterserscheinung ist.

„Selbst wenn der Schlaf älterer Amerikaner tatsächlich schlechter ist als der junger Erwachsener, verbessert sich mit dem Alter noch die Empfindung dazu“, erläutert Michael Grandner vom Center for Sleep and Circadian Neurobiology an der University of Pennsylvania. „Wenn man erst mal Dinge wie Krankheit und Depression ausklammert, sollten ältere Menschen von besserem Schlaf berichten. Tun sie das nicht, müssen sie mit ihrem Arzt reden. Sie sollten es nicht einfach ignorieren.“ Grandner und seine Kollegen hatten die Daten von insgesamt 155.877 Erwachsenen analysiert, die an der größten Telefon-Gesundheitsbefragung der Welt teilgenommen hatten. Sie legten ihr Augenmerk dabei auf die Schlafqualität in unterschiedlichen Altersstufen. Die Befragten hatten unter anderem Angaben dazu gemacht, wie häufig sie in den zwei Wochen vor dem Telefoninterview Probleme mit dem Ein- oder Durchschlafen hatten und an wie vielen Tagen sie sich müde, schlapp und energielos fühlten, was auch ein Hinweis auf schlechten Schlaf ist.

Das Ergebnis ihrer Analyse widersprach den Erwartungen, die die Forscher zu Beginn der Studie gehabt hatten: Unter Berücksichtung anderer Faktoren - etwa allgemeiner Gesundheitszustand und depressiver Verstimmungen - war fortschreitendes Alter nicht mit mehr Schlafstörungen oder Müdigkeit verbunden. Bis auf eine verhältnismäßig kurze Phase in mittleren Jahren, in der ein gegenläufiger Trend zu beobachten war, berichteten die Befragten mit zunehmendem Alter über zunehmend besseren Schlaf. Das galt im Grunde sowohl für Frauen als auch für Männer – auch wenn Frauen generell häufiger Beschwerden angaben. In keiner Altersgruppe war die Wahrscheinlichkeit, dass die Probanden über Schlafstörungen oder Müdigkeit klagten, geringer als bei den über 80-jährigen. Das Ergebnis, so fassen die Forscher zusammen, stellt die gängige medizinische Haltung in Frage, Schlafprobleme bei Senioren als normalen Teil des Alterns zu betrachten.

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Quelle: „Age and Sleep Disturbances Among American Men And Women: Data From the U.S. Behavioral Risk Factor Surveillance System”, Michael Grandner et al.; Sleep, DOI.org/10.5665/sleep.1704


 

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