Ruhe im Nest!

Manche Vogeleltern setzen ihren Warnruf nur dann ein, wenn sie davon ausgehen können, dass nicht der Alarmruf selbst den Räuber nicht stärker anlocken würde als das Lärmen der Kleinen
Canberra (Australien) - Auch viele Vogeleltern schimpfen ihre Jungen, wenn diese zu viel Lärm veranstalten. Manche Sperlingsvögel wägen dabei aber sorgfältig ab, ob sie sie zur Ruhe rufen oder nicht. Ist ein Räuber in der Nähe des Nests, stoßen sie nur dann einen für Ruhe sorgenden Warnruf aus, wenn die Kleinen sich allzu lautstark bemerkbar machen. Sind die Jungtiere dagegen nicht übermäßig laut oder ist kein Räuber gefährlich nahe, geben sie auch kein Alarmsignal. Dieses Verhalten haben australische Biologen bei australischen Sperlingsvögeln beobachtet. Mit diesem Kompromiss verringern die Tiere das Risiko, dass etwas weiter entfernte Feinde auf das Nest aufmerksam werden, berichten die Forscher im Fachblatt „Biology Letters“.

„Wir zeigen, dass Eltern die Informationen über das aktuelle Verhalten der Nestlinge und das Risiko durch Räuber miteinander kombinieren können, um kurzfristig zu beeinflussen, wie gefährdet ihr Nachwuchs ist“, schreiben Tonya M. Haff und Robert D. Magrath von der Australian National University in Canberra. In einer Reihe von Verhaltensversuchen beobachteten die Biologen das Verhalten von Weißbrauen-Sericornis (Sericornis frontalis). Sowohl die Elterntiere als auch die Jungen geben in der Nähe des Nestes deutliche Lautäußerungen von sich. Die Küken betteln beispielsweise um Futter – je hungriger desto lauter. Die Eltern wiederum stoßen Kontaktrufe aus. Wenn sie einen Räuber in der Nähe des Nests bemerken, geben sie aber auch Alarmrufe von sich, welche die Kleinen verstummen lassen. Diese Warnlaute bergen aber – ebenso wie das Gezeter der Kleinen – gleichzeitig die Gefahr, dass der Räuber auf das Nest aufmerksam wird.

Haff und Magrath wollten nun herausfinden, ob die Lautstärke der Jungvögel im Nest beeinflusst, ob die Eltern Alarm schlagen oder nicht. Dazu setzten die Biologen einerseits Tonaufzeichnungen des Kükengeschreis, andererseits Attrappen von einem räuberischen oder einem harmlosen Vogel ein. Zunächst manipulierten sie mit den Tonaufnahmen die Lautstärke der Jungvögel und damit auch die Wahrnehmung der Eltern, was den Lautstärkepegel ihres Nachwuchses betraf. Außerdem manipulierten sie mit den Attrappen die Wahrnehmung des Risikos für die Jungen, einem Räuber zum Opfer zu fallen.

Tatsächlich spielte die Lautstärke der Kükenrufe eine Rolle dafür, ob die Vogeleltern zur Ruhe riefen oder nicht. Sie gaben die Alarmrufe am ehesten dann von sich, wenn sich ein Räuber in der Nähe einer lautstarken Brut befand – und diese sich so in erhöhter Gefahr befanden. War es dagegen nur die Attrappe eines harmlosen Vogels, die in Nestnähe lauerte, beeinflusste der Lärmpegel der Nestlinge das Rufverhalten jedoch nicht.

© Wissenschaft aktuell


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg