Rivalenkämpfe unter Chamäleons – Farbenspiel lässt auf Sieger schließen
„Männchen, die hellere Streifen zustande brachten, machten sich mit höherer Wahrscheinlichkeit an ihren Gegner heran“, schreiben Russell Ligon und Kevin J. McGraw von der Arizona State University. „Chamäleons, die hellere Köpfe zur Schau stellten, die die Farben schneller wechselten, gewannen mit höherer Wahrscheinlichkeit körperliche Auseinandersetzungen.“ Die beiden Forscher hatten zehn ausgewachsene männliche Jemenchamäleons (Chamaeleo calyptratus) jeder gegen jeden antreten lassen. Die Männchen dieser Art zeigen ein ausgeprägtes Verhaltensrepertoire während eines solchen Zusammentreffens, darunter neben den charakteristischen Farbwechseln auch Zischen, Schwanzrollen und Schaukeln. Den Ablauf dieser aggressiven Begegnungen zwischen potenziellen Rivalen beobachteten sie mit Hilfe von High-Definition-Videokameras, die sowohl bewegte Bilder der Interaktionen zwischen den Kontrahenten als auch detaillierte Fotos der einzelnen Tiere lieferten.
Die Biologen sammelten bei jedem einzelnen Chamäleonmännchen Werte zu Farbwechsel und Helligkeit von insgesamt 28 unterschiedlichen Farbflecken. Außerdem verzeichneten sie, wie die einzelnen Männchen aufeinander zugingen, wer schließlich den direkten Angriff wagte und wer den Kampf gewann. Als Verlierer galt derjenige, der sich vom Gegner zurückzog. Die so gewonnenen Daten analysierten die Forscher mit Hilfe eines mathematischen Modells und stellten fest: Hellere Streifen gingen mit einer höheren Wahrscheinlichkeit für einen Angriff einher. Männchen mit helleren Köpfen mit schnelleren Farbwechseln wiederum gingen häufiger als Sieger aus dem Kampf hervor.
Nicht nur die maximal zur Schau gestellte Färbung, sondern auch die Rate der Farbveränderungen kann demnach ein zentraler Teil der Kommunikation sein. „Alles in allem repräsentieren die gefundenen Zusammenhänge den ersten Beleg dafür, dass mannigfaltige Bestandteile schneller Farbänderungen genutzt werden können, um unterschiedliche Aspekte des Wettbewerbsverhaltens zu signalisieren“, schreiben Ligon und McGraw – in diesem Fall Motivation und Kampffähigkeiten. Eine mögliche Erklärung für den gefundenen Zusammenhang wäre etwa, so die Forscher, dass die hellen und sich schnell verändernden Farben auf physiologischen Prozessen beruhen, die auch für die Kampffähigkeiten von Bedeutung sind, zum Beispiel Hormonstatus und Energiereserven.