Risiko für Herzkrankheiten ändert sich mit dem Eheglück

Je nachdem ob sich die Qualität der Beziehung mit der Zeit verschlechtert oder verbessert, steigt oder sinkt für die Männer die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung
Gute Ehe – gut fürs Herz?
Gute Ehe – gut fürs Herz?
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Bristol (Großbritannien) - Verheiratete Männer erkranken und sterben generell seltener an Herz- und Gefäßkrankheiten als ledige. Jetzt haben britische Mediziner in einer Langzeitstudie über einen Zeitraum von 19 Jahren untersucht, wie die Qualität der Paarbeziehung diesen Zusammenhang beeinflusst. Verbesserte sich das selbst beurteilte Eheglück im Lauf von sechs Jahren, sank die Wahrscheinlichkeit einer späteren Herz-Kreislauf-Erkrankung der Männer geringfügig, verglichen mit einer gleichbleibend guten Beziehung zur Ehefrau. Verschlechterte sich die Qualität der Beziehung in diesem Zeitraum, wirkte sich das nach zwölf Jahren in höheren Blutdruckwerten aus, berichten die Forscher im „Journal of Epidemiology & Community Health“.

„Sofern ein kausaler Zusammenhang besteht, könnte für Paare, deren Beziehung sich verschlechtert, eine Eheberatung nützlich sein – und zwar für die körperliche Gesundheit noch mehr als für das psychische Wohlbefinden“, schreiben Ian Bennett-Britton von der University of Bristol und seine Kollegen. „In einigen Fällen allerdings würde sich dann wohl das Ende der Beziehung als die beste Lösung erweisen.“ Aus den Teilnehmern einer größeren Langzeit-Familienstudie wählten die Forscher Ehemänner mit einem etwa dreijährigen Kind aus. Zu diesem Zeitpunkt und sechs Jahre später beurteilten 620 dieser im Schnitt 36 Jahre alten Väter über einen Fragenkatalog die Qualität ihrer ehelichen Beziehung. Nach weiteren zwölf Jahren wurden die Männer hinsichtlich ihrer Herz- und Kreislaufgesundheit untersucht.

Für diejenigen, deren Beziehung sich im Sechsjahresabschnitt verbessert hatte, sanken der Blutwert für „schlechtes“ LDL-Cholesterin, der diastolische Blutdruck und der Body-Mass-Index (BMI) leicht. Hatte sich die Beziehungsqualität verschlechtert, war der diastolische Blutdruck im Schnitt um 2,7 mm Hg erhöht. Für die Männer, die ihr Eheglück als unverändert gut oder unverändert schlecht bewertet hatten, ergab sich ein ähnliches Risiko, an Herz und Gefäßen zu erkranken. Als mögliche Erklärung dafür vermuten die Forscher den Einfluss einer „Gewöhnung“ an die jeweilige Situation. Einflussfaktoren wie Alter, Bildungsstand, Einkommen, Wohnsituation und Körpergröße wurden bei der statistischen Auswertung berücksichtigt. Da es sich um eine Beobachtungsstudie handelt, lassen sich damit zwar Zusammenhänge, aber keine ursächlichen Beziehungen nachweisen. Ob die Männer mit schlechteren Blut- und Kreislaufwerten im höheren Alter tatsächlich häufiger unter Herz- und Gefäßkrankheiten leiden, muss durch zukünftige Untersuchungen noch abgesichert werden.

Es ist schon länger bekannt, dass verheiratete Männer allgemein gesünder sind als ledige. Das könnte theoretisch auch daran liegen, dass gesündere Männer eher heiraten als kränkliche. Die andere Erklärung wäre, dass die Ehe einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat – von dem die Frauen aber offenbar weniger profitieren. Die psychosozialen Mechanismen einer Partnerbeziehung, so die Autoren, wirken sich auf Frauen weniger stark aus, da sie meist sozial stärker vernetzt und im Alltag weniger abhängig von ihrem Partner seien als Männer. Doch gegenseitige Unterstützung, gesündere Ernährung und gemeinsame gesundheitsfördernde Aktivitäten in einer harmonischen Partnerschaft könnten für beide einen positiven Einfluss auf die seelische und körperliche Gesundheit haben.

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