Rehabilitiert: Auch männliche Löwen sind erfolgreiche Jäger
„Unsere Ergebnisse zeigen, wie eng das Jagdverhalten männlicher Löwen an eine dichte Vegetation gekoppelt ist; daher könnten Veränderungen der Vegetation die Räuber-Beute-Beziehung aus dem Gleichgewicht bringen“, sagt Scott Loarie von der Carnegie Institution for Science in Stanford. Zusammen mit Gregory Asner und Craig Tambling von der University of Pretoria konnte er erstmals nachweisen, dass männliche und weibliche Löwen bei der Jagd unterschiedliche Strategien verfolgen. Dazu hatten die Forscher fünf weibliche und zwei männliche Löwen im südafrikanischen Krüger-Nationalpark mit GPS-Geräten ausgestattet, wodurch sie die Positionen der Tiere über einen längeren Zeitraum verfolgen konnten. Außerdem erstellten sie ein dreidimensionales Modell der Landschaftsstrukturen im Lebensraum der Tiere, indem von einem Flugzeug aus das Gelände mit Hilfe der LiDAR-Techik per Laserscanner vermessen wurde.
Tagsüber verhielten sich männliche und weibliche Löwen ganz ähnlich, jagten nicht und nutzten schattige Plätze im Schutz der Vegetation zur Rast. Bei Dunkelheit änderte sich das Verhalten: Die Löwinnen erlegten ihre Beute nach gemeinsamer Jagd an Plätzen mit wenig Sichtschutz durch hohes Gras oder Sträucher. Im Gegensatz dazu fanden die Biologen Beutereste der männlichen Löwen nur an Orten, die den Tieren kaum freie Sicht über längere Strecken boten. Insgesamt erwies sich die Strategie der Männchen, als Einzelkämpfer aus dem Hinterhalt anzugreifen, als ähnlich erfolgreich wie die kooperative Jagd der Weibchen im offenen Gelände. Wenn sich die Ergebnisse in anderen Gebieten Afrikas und bei einer größeren Zahl von Löwen bestätigen lassen, sind die angeblich jagdfaulen Löwenmänner endgültig rehabilitiert. Um Löwen in Nationalparks ein natürliches Verhalten zu ermöglichen, so die Autoren, sollten Zonen dichter Vegetation für die männlichen Tiere Bestandteile des Lebensraumes sein.