Regeneration von Herzgewebe auch ohne Stammzellen möglich

Auch reife Herzmuskelzellen können wieder zur Teilung angeregt werden und infarktgeschädigtes Gewebe erneuern
Herzinfarkt der Vorderwandspitze (2) nach Verschluss (1) der linken Kranzarterie (LCA)
Herzinfarkt der Vorderwandspitze (2) nach Verschluss (1) der linken Kranzarterie (LCA)
© J. Heuser / Wikipedia Commons
Boston (USA) - Um geschädigtes Herzgewebe zu regenerieren, ist man nicht auf Stammzellen angewiesen. Auch vorhandene voll entwickelte Herzmuskelzellen lassen sich durch einen Wachstumsfaktor zur Vermehrung anregen, berichten amerikanische Mediziner. In Versuchen mit Mäusen konnten sie auf diese Weise die durch einen Infarkt geschwächte Herzfunktion teilweise wiederherstellen. Für eine solche Behandlung muss der Wachstumsfaktor Neuregulin-1 nicht in den Herzmuskel injiziert, sondern kann über den Blutkreislauf verabreicht werden. Vor dem Beginn klinischer Studien seien zunächst weitere Experimente mit Schweinen nötig, schreiben die Forscher im Fachblatt "Cell".

"Unsere Arbeit zeigt, dass es eine echte Alternative zum Einsatz von Stammzellen sein kann, voll entwickelte Herzmuskelzellen zur Vermehrung anzuregen", sagt Bernhard Kühn vom Children's Hospital Boston. Er und seine Kollegen identifizierten den Wachstumsfaktor Neuregulin-1 als das Signal, das ruhende Herzmuskelzellen dazu bringt, sich wieder zu teilen. Die dazu notwendigen biochemischen Reaktionen in den Zellen werden durch eine Signalkette ausgelöst, die bei der Bindung von Neuregulin-1 an den Rezeptor ErbB4 in Gang gesetzt wird.

Die Forscher behandelten Mäuse nach einem Herzinfarkt zwölf Wochen lang mit täglichen Injektionen des Wachstumsfaktors. Dadurch verbesserte sich im Vergleich zu unbehandelten Tieren die Pumpleistung des Herzens deutlich. Bei Mäusen, die den Rezeptor ErbB4 verstärkt bildeten, war die erzielte Regeneration des Herzgewebes besonders stark ausgeprägt. Es spräche im Prinzip nichts dagegen, dass diese Behandlung auch bei menschlichen Patienten erfolgreich sein könnte, sagt Kühn. Vielleicht würden eines Tages Menschen nach einem Herzinfarkt einige Wochen lang täglich eine Klinik aufsuchen, um Neuregulin-1-Injektionen zu erhalten. Weitere Tierversuche sollen nun die Sicherheit des Verfahrens überprüfen.

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Quelle: "Neuregulin1/ErbB4 Signaling Induces Cardiomyocyte Proliferation and Repair of Heart Injury"; Cell, Vol. 138, p. 257, 2009, DOI: 10.1016/j.cell.2009.04.060


 

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