Regenbogenfamilien für Kinder nicht schlechter als traditionelle Familien

Kindern, die in Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern leben - so genannten Regenbogenfamilien - geht es nicht schlechter als Kindern in traditionellen Familien
Das Leben ist bunt. Und Familien entstehen heutzutage nicht immer auf die traditionelle Weise. Manche Kinder haben zwei Mamas oder zwei Papas. Das kann genauso gut sein wie mit Mama und Papa, stellen Forscher der Universität Bamberg fest.
Das Leben ist bunt. Und Familien entstehen heutzutage nicht immer auf die traditionelle Weise. Manche Kinder haben zwei Mamas oder zwei Papas. Das kann genauso gut sein wie mit Mama und Papa, stellen Forscher der Universität Bamberg fest.
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Bamberg - Wenn Kinder mit gleichgeschlechtlichen Eltern zusammenleben, ist dies im Prinzip nicht problematischer oder schädlicher als das Aufwachsen in einer traditionellen Familie. Belastend wird es dann, wenn das Umfeld intolerant ist. Das ist das Hauptergebnis einer Studie, die das Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg zur Zeit erarbeitet. Die Forscher konnten über tausend Elternteile und mehr als 120 Kinder aus diesen so genannten Regenbogenfamilien für Interviews gewinnen.

In Deutschland wachsen rund 7300 Kinder bei 7000 gleichgeschlechtlichen Paaren auf. Ein Teil der Elternpaare hat eine Eingetragene Lebenspartnerschaft gegründet. Von diesen haben 866 Partnerinnen und Partner aus 625 Paaren an der von Marina Rupp geleiteten Untersuchung teilgenommen. Zusätzlich wurden 193 Partnerinnen und Partner aus 142 gleichgeschlechtlichen Elternpaaren, die nicht offiziell verpartnert sind, zu ihrer Familiensituation befragt.

Regenbogenfamilien sind ganz überwiegend Mutterfamilien (93 Prozent), zwei Drittel haben nur ein Kind, und mehr als zwei Kinder sind die Ausnahme. Vier von zehn Ein-Kind-Familien wünschen sich ein weiteres Kind. Da Frauen naturgemäß mehr Spielräume haben, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, sind Vaterfamilien, zumindest solche mit mehreren Kindern, sehr selten. Die Eltern in Regenbogenfamilien weisen ein überdurchschnittliches Bildungsniveau auf und sind in höherem Maße als heterosexuelle Elternpaare erwerbstätig. Die Elternteile in Regenbogenfamilien arbeiten jedoch häufiger in Teilzeit, was auch mit dem hohen Frauenanteil zusammenhängt. Die finanzielle Situation ist in den meisten Familien gut, aufgrund der Teilzeitjobs werden jedoch selten sehr hohe Einkommen erzielt. Die Beziehungen der gleichgeschlechtlichen Eltern haben sich oftmals schon lange bewährt und der gemeinsame Haushalt besteht im Durchschnitt schon seit knapp siebeneinhalb Jahren.

Fast die Hälfte aller Kinder in den untersuchten Regenbogenfamilien sind dort hineingeboren worden. Etwa die andere Hälfte der Kinder stammt aus früheren heterosexuellen Beziehungen. Und nur ein kleiner Teil der Kinder sind Adoptiv- oder Pflegekinder. Wurden die Kinder in die Regenbogenfamilie hineingeboren, handelt es sich ganz überwiegend um Familien mit zwei weiblichen Elternteilen und sehr oft um Wunschkinder, die durch eine Samenspende gezeugt wurden. Die Rolle der Samenspender ist sehr unterschiedlich: Teils sind sie nicht bekannt, teils sind sie aber auch aktive Elternteile, die an der Erziehung und Entwicklung der Kinder Anteil nehmen möchten. Wenn der Vater bekannt und auch präsent ist, stellt sich für diese Regenbogenfamilien oft die Frage, wie das Kind eine Beziehung zum Vater aufbauen kann und wie gleichzeitig die Rolle des sozialen - also an Zeugung oder Geburt nicht beteiligten - Elternteils in der Familie gefestigt werden kann. Hier allen Interessen gerecht zu werden, verlangt vielen Familien einen echten Balanceakt ab. Kinder aus früheren heterosexuellen Beziehungen leben hingegen mit den gleichen Problemen wie Kinder in heterosexuellen Patchwork-Familien.

Insgesamt kommen die Forscher vom Staatsinstitut für Familienforschung zu dem Schluss, dass das Aufwachsen in Regenbogenfamilien für Kinder grundsätzlich nicht problematisch ist. Belastend ist allenfalls ein intolerantes Umfeld.

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Quelle: Universität Bamberg, Staatsinstitut für Familienforschung


 

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