Rausschmiss aus der Kapillare
"Dieses Nachlassen könnte ein Faktor bei altersbedingtem geistigen Verfall sein und auch erklären, warum sich ältere Schlaganfall-Patienten nicht so gut erholen wie jüngere Patienten", erläutert Jaime Grutzendler von der Northwestern University Feinberg School of Medicine. "Sie erholen sich weit langsamer." In den größeren Blutgefäßen werden Ablagerungen gelöst, indem der Blutdruck gegen die Verklumpung stößt und sie eventuell auflöst und wegspült oder Enzyme die Blockade auflösen. In den Kapillaren allerdings greifen diese Säuberungsmechanismen nicht immer. "Also was passiert mit den Blutgefäßen, die nicht gesäubert werden?", fragten sich Grutzendler und seine Kollegen. "Sterben sie ab oder übernehmen irgendwelche anderen Mechanismen?" Um dies zu klären, hatten die Forscher Mäusen mit rotem Fluoreszenzfarbstoff versehene Mikro-Klümpchen injiziert und dann mithilfe einer speziellen Mikroskopiertechnik die Kapillargefäße in deren Hirn und zu verschiedenen Zeitpunkten mehrere Tage lang beobachtet.
Sie stellten fest: Bereits am ersten Tag beginnt die innere Membran der Gefäßwände nahe der Blockade, sich um das Klümpchen herum auszudehnen. Am dritten Tag hat die Membran den Störenfried vollkommen umschlossen, einen Weg ins Gewebe außerhalb des Gefäßes erschlossen und damit das Gefäß bereits wieder ein wenig frei geräumt. Am fünften Tag ist das Klümpchen nach draußen ins Hirngewebe befördert worden, wo die Ablagerung keinen Schaden mehr anrichten kann. Die Blockade ist verschwunden und das Gefäß wieder völlig frei. Bei älteren Mäusen lässt die Effektivität des Schutzmechanismus allerdings nach, konnten die Forscher auch beobachten. Dadurch sind die umliegenden Nervenzellen für einen längeren Zeitraum schlechter mit Sauerstoff versorgt und tragen eher Schäden davon.