Rasender Pulsar gefunden

Kombinierte Messungen deuten auf den schnellsten je entdeckten Neutronenstern
Kombinierte optische, Infrarot- und Röntgenaufnahme des mutmaßlichen Pulsars. Wie ein Komet hinterlässt das grüne Objekt einen Schweif und entfernt sich dabei rasend schnell von dem violetten Gasnebel, den die Supernova hinterlassen hat. Der dünne Ausstoß nach rechts oben stammt von Röntgenstrahlung, deren Ursache noch nicht verstanden ist.
Kombinierte optische, Infrarot- und Röntgenaufnahme des mutmaßlichen Pulsars. Wie ein Komet hinterlässt das grüne Objekt einen Schweif und entfernt sich dabei rasend schnell von dem violetten Gasnebel, den die Supernova hinterlassen hat. Der dünne Ausstoß nach rechts oben stammt von Röntgenstrahlung, deren Ursache noch nicht verstanden ist.
© Chandra X-Ray Center
Berkeley (USA) - Ein kleines, leuchtendes Objekt rast ungewöhnlich schnell durchs All und hinterlässt einen drei Lichtjahre langen Schweif. Seine Spur im dünnen interstellaren Gas weist auf eine alte Supernova-Überrest. Aus all dem schließt ein internationales Astronomen-Team, dass es wohl den schnellsten je entdeckten Pulsar aufgespürt haben. Aus dem Alter der Supernova von 15.000 Jahren und der Distanz zwischen ihr und dem Schnellläufer ermitteln die Forscher eine Geschwindigkeit zwischen 2400 und 2900 Kilometer pro Sekunde, was rund 10 Millionen Stundenkilometern entspricht. Die Messungen des 30.000 Lichtjahre entfernten Objekts verdanken die Forscher kombinierten Aufnahmen mit dem amerikanischen Chandra- und dem europäischen XMM-Newton-Röntgensatelliten sowie dem Parker-Radioteleskop in Australien, wie sie in der Fachzeitschrift „The Astrophysical Journal Letters“ berichten.

Als Ursache für die hohe Geschwindigkeit vermuten die Forscher, dass unerwartet starke Kräfte bei der Supernova den Pulsar beschleunigt haben könnten. Wenn ein schwerer Stern am Ende seiner Lebenszeit in einer Supernova explodiert und dabei der Zentralbereich zu einem Neutronenstern kollabiert, können asymmetrische Dynamiken den frisch entstandenen Neutronenstern aus dem Zentrum herauskatapultieren und zugleich enorm beschleunigen. Die rotierenden Neutronensterne werden auch Pulsare genannt, weil sie charakteristisch gepulste Radiowellen aussenden.

Das IGR J11014-6103 getaufte Objekt ist aber noch nicht sicher als Pulsar nachgewiesen. Untersuchungen mit dem Parker-Radioteleskop haben bislang keine gepulsten Signale finden können, was bei solchen Distanzen aber auch nicht ungewöhnlich ist. Doch die anderen Faktoren, etwa das Röntgenspektrum und der vom Objekt ausgehende hochenergetische Teilchenwind, deuten gleichwohl darauf hin, dass es sich um einen Pulsar handelt. Sollten diese Ergebnisse sich weiter erhärten, dann müssen die Theoretiker plausible Supernova-Modelle entwickeln, die solch außergewöhnlich hohe Ausstoßgeschwindigkeiten erklären können.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: „Is IGR J11014–6103 a Pulsar with the Highest Known Kick Velocity?“, John Tomsick et al.; The Astrophysical Journal Letters, 750:L39
DOI: 10.1088/2041-8205/750/2/L39


 

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