Rätselhafte Höhenblitze: Erste Farbaufnahmen aus dem Weltraum

Astronauten der Internationalen Raumstation fotografieren mehrere der seltenen Leuchterscheinungen in den oberen Atmosphärenschichten
Ein großer Kobold über einem Gewitterblitz, aufgenommen von Bord der ISS über Myanmar  im April 2012.
Ein großer Kobold über einem Gewitterblitz, aufgenommen von Bord der ISS über Myanmar im April 2012.
© Image Science & Analysis Laboratory, NASA Johnson Space Center
Arpajon (Frankreich) - Wer schon einmal einen tropischen Gewittersturm erlebt hat, weiß, welch gewaltige Entladungen feuchte Luft mit sich bringen kann. Doch bis vor zwei Jahrzehnten war der Wissenschaft unbekannt, dass es in großen Höhen noch sehr viel mächtigere Blitze gibt. Etliche Piloten haben zwar schon vor Jahrzehnten von solchen Erscheinungen berichtet, wurden aber nicht ernst genommen oder hatten Angst, für unzurechnungsfähig erklärt zu werden. Mittlerweile sind diese „Sprites“ oder auf deutsch „Kobolde“ genannten, seltenen Lichterscheinungen auch vom Boden dokumentiert. Allerdings filtert die Luft einen Teil der Strahlung heraus, so dass sie vom All aus besser zu beobachten sind. Wie etwa von der Internationalen Raumstation ISS aus, deren Besatzung zur Erdbeobachtung auch viele Aufnahmen von Gewitterstürmen gemacht hat. Französische Forscher haben diese Bilder nun analysiert und dabei einige Kobolde ausfindig machen können, berichten sie in der neuen Ausgabe des „Journal of Geophysical Research“.

„Dies sind die ersten Farbbilder von Kobolden, die aus dem All aufgenommen wurden“, sagt Thomas Farges vom Kernforschungszentrum in Arpajon. „Solche Aufnahmen enthalten Informationen, die wir wegen der Absorption durch die Atmosphäre nicht in tieferer Höhe gewinnen können.“ Die Astronauten machten ihre Aufnahmen im Rahmen des NASA Crew Earth Observation Program mit einer handelsüblichen Profikamera durch die Panorama-Bullaugen der Raumstation.

Die Kobolde leuchten rötlich und grün, manche auch blau. Sie erstrecken sich über Dutzende Kilometer. Sie sind aber selten und dauern nur wenige Tausendstel Sekunden. Entsprechend schwierig sind sie zu fotografieren. Auf den Aufnahmen der Astronauten konnten die Forscher aber immerhin 15 Höhenblitze identifizieren und auswerten. Hierzu mussten sie 100 nächtliche Videoaufnahmen der Erdatmosphäre mit über 20 Stunden Laufzeit Bild für Bild untersuchen. Nebenbei entdeckten sie 50 Meteore und Tausende von gewöhnlichen Blitzen.

Kobolde treten vor allem in großer Höhe zwischen 50 und gut 100 Kilometern auf, weit oberhalb der Wolkengrenze. Sie sind nicht nur Dutzende Kilometer hoch, sondern auch zwischen einigen hundert Metern und einigen Dutzend Kilometern breit. Sie bestehen teilweise aus einem ganzen Geflecht von Blitzen. Bislang sind sie nur aus den Tropen bekannt, wo besonders heftige Gewitterstürme auftreten. Dort wird die mittlere Atmosphäre durch die vielen Blitze so stark aufgeladen, dass schließlich ein großer Funke durchschlagen und zu enormen Entladungen führen kann.

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