Prostatakrebs: Gentest hilft bei der Wahl der richtigen Therapie
"Viele Prostatakrebspatienten werden unnötig behandelt. Die große Mehrzahl der Prostatatumoren wäre auch ohne Behandlung nicht lebensbedrohlich", sagt Ronald DePinho vom Dana-Farber Cancer Institute in Boston. Die bisher übliche Beurteilung der Aggressivität eines Tumors beruht auf der Gleason-Klassifikation, der mikroskopischen Untersuchung von Gewebeproben. Die Zuverlässigkeit dieser Methode liegt aber nur bei 60-70 Prozent. Der jetzt mögliche Gentest erwies sich in 83 Prozent der untersuchten Proben als richtig. Bei Kombination beider Verfahren würde dieser Wert auf etwa 90 Prozent steigen.
Die Forscher begannen ihre Untersuchungen mit genetisch veränderten Mäusen. Wenn den Prostatazellen die zwei Gene Pten und Smad4 fehlten, entwickelten sich daraus schnell wachsende Tumoren und Metastasen. Ein Vergleich sämtlicher Genaktivitäten solcher Prostatakarzinome mit denen von lokal begrenzten Krebsformen lieferte zwei weitere Gene, die sich für eine Unterscheidung eigneten. Alle vier Gene waren an der Regulation desselben Signalübertragungsweges beteiligt, der die Beweglichkeit und das Wachstum von Zellen beeinflusst. Schließlich überprüften die Wissenschaftler, ob sich auch die Aggressivität menschlicher Prostatatumoren aufgrund des Aktivitätsprofils dieser vier Gene ermitteln lässt. Dazu testeten sie einige Hundert Gewebeproben von Prostatakrebspatienten. Tatsächlich erlaubte die Signatur der Genaktivitäten, wie in den Mäuseexperimenten, zuverlässige Rückschlüsse auf den Krankheitsverlauf. In Zukunft könnten behandlungsbedürftige Prostatatumoren mit dem Gentest besser erkannt und unnötige, die Lebensqualität mindernde Therapien vermieden werden.