Prähistorische Vorfahren doch keine wilden Krieger?
„Übergreifend können wir feststellen, dass die meisten Fälle einer tödlichen Aggression als Mord und Totschlag klassifiziert werden können“, sagt Douglas P. Frey von der Abo Akademi University im finnischen Vasa. Der Mitarbeiter der Abteilung für „Peace, Meediation and Conflict Research“ ergänzt: „Hinzu kommen einige Fälle von Blutrache.“ Nur ein geringer Teil der tödlichen Ereignisse seien kriegerische Auseinandersetzungen gewesen. In 85 Prozent der Vorfälle stammten die Killer und ihre Opfer aus derselben Gruppe. Ursachen von zwei Dritteln aller tödlichen Vorkommnisse waren Familienstreitigkeiten, Rivalitäten, Ehrenhandel, Affekt-Handlungen oder Selbstverteidigung. Exekutionen gab es bereits als Strafe für geringfügige Diebstahlsdelikte.
Die neuen Untersuchungen widersprechen der allgemeinen Vorstellung, dass die frühen Menschen sich ständig gegenseitig überfallen und bekämpft haben. Kriege hätten sich erst in komplexeren und berittenen Gesellschaften entwickelt, meint Frey. Für den Studienautor sprachen ohnehin diverse Gründe gegen sich ständig raufende Barbarenhorden. So seien die Gruppen zu klein und zu verteilt in der spärlich besiedelten Landschaft gewesen. Die Jäger und Sammler hätten ständig umher ziehen müssen und deshalb kein Territorium verteidigt. Außerdem hätten die Gruppen wenig materielle Güter besessen. Letztlich, da ist sich Frey sicher, mache all dies kriegerische Ambitionen unserer Urahnen ziemlich unwahrscheinlich.