Plankton-Sterben durch Gamma-Ausbruch

"Wir wollten wissen, wie stellare Explosionen die Entwicklung des Lebens auf der Erde beeinflussen können", sagt Rolando Cárdenas von der Universidad Central de Las Villas in Santa Clara dem Fachportal "Physicsworld.com". Zusammen mit Biologen schätzte der Astrophysiker die Folgen eines relativ nahen Gamma-Ausbruchs auf die Kleinstlebenwesen in den Ozeanen ab. Treffe die Gamma-Strahlung mit einer Energie von 10 hoch 44 Joule auf die Erdatmosphäre, werde sie dort teilweise in UV-Strahlung umgewandelt. Diese wäre intensiv genug, um beispielsweise die Cyanobakterien der Art Prochlorococcus marinus bis in eine Wassertiefe von 75 Metern abtöten zu können.
Da Meeresplankton eine wichtige Basis für die Nahrungskette bildet und ein Fünftel der Biosphäre ausmacht, wären die Folgen eines solchen Massensterbens katastrophal. "Gamma-Ausbrüche kommen in unserer Galaxie etwa alle zehn Millionen Jahre vor", sagt Andrew Levan, britischer Astrophysiker von der University of Warwick. Damit mag das Risiko eines Massensterbens unter menschlichen Zeitmaßstäben verschwindend gering sein. Doch im Blick auf die 4,5 Milliarden Jahre lange Erdgeschichte wäre ein solches Ereignis nicht auszuschließen.
Diese Studie, die astrophysikalische Phänomene mit Umweltwissenschaften verknüpft, unterstützt Vermutungen, dass das Artensterben zum Ende des Ordoviziums vor etwa 450 Millionen Jahren seine Ursache in einem Gamma-Ausbruch in der Milchstraße gehabt haben könnte. Damals starben etwa 100 Familien von marinen Organismen aus.
Preprint: http://arxiv.org/pdf/1007.2879v1