Placebo verhilft Frauen zu mehr Lust beim Sex

Eine entscheidende Rolle für eine Besserung der Beschwerden bei weiblichen Erregungsstörungen spielen eine Änderung im sexuellen Verhalten und positive Erfahrungen beim Sex
Ein Plazebo oder Scheinmedikament hilft in klinischen Tests, die Wirksamkeit von Medikamenten zu untersuchen
Ein Plazebo oder Scheinmedikament hilft in klinischen Tests, die Wirksamkeit von Medikamenten zu untersuchen
© public domain, National Institutes of Health
Houston (USA)/Austin (USA) - Frauen mit Erregungsstörungen kann auch ein Placebo helfen. Bei etwa einem Drittel bessern sich die Beschwerden nach wenigen Wochen, auch wenn sie lediglich ein Scheinmedikament einnehmen. Hintergründe und mögliche Mechanismen dieses Effektes haben zwei amerikanische Psychologinnen nun näher untersucht, indem sie speziell die Daten der Probandinnen der Placebogruppe einer Studie unter die Lupe nahmen. Ein entscheidender Faktor dafür, dass sich die sexuelle Unlust während der Untersuchungsphase mindert, ist demnach eine Veränderung des sexuellen Verhaltens. Alter oder die Schwere der Symptome zu Beginn der Studie scheinen dagegen eine weniger wichtige Rolle zu spielen, berichtet das Forscherduo im "Journal of Sexual Medicine".

"Es ist wichtig anzumerken, dass all diese Frauen, auch wenn sie ein Placebo erhielten, die Möglichkeit hatten, mit einem Gesundheitsversorger über ihre Schwierigkeiten zu reden und dazu angehalten waren, ihr Sexualverhalten und ihre Gefühle über einen Zeitraum von zwölf Wochen genau aufzuzeichnen", erläutert Andrea Bradford vom Baylor College of Medicine die Hintergründe der Untersuchung. "Einfach nur an dieser Studie teilzunehmen könnte möglicherweise bedeutungsvolle Konversationen angestoßen haben." Gemeinsam mit ihrer Kollegin Cindy Meston von der University of Texas at Austin hatte Bradford in einer Zweitanalyse Verhalten und Symptome von 50 Probandinnen untersucht, die bei einer großen klinischen Studie zu weiblicher sexueller Dysfunktion zufällig der Placebogruppe zugeteilt worden waren. Sie analysierten die Daten zu verschiedenen Zeitpunkten der Studie - zu Beginn und nach jeweils vier, acht und zwölf Wochen.

Das stärkste Vorzeichen dafür, dass sich Symptome verbesserten, waren häufigere befriedigende sexuelle Begegnungen während der Behandlung, stellte das Forscherduo fest. Viele Frauen berichteten außerdem, dass sie während der Studienteilnahme bei ihrer sexuellen Aktivität mehr Stimulation erhielten, auch wenn ihre Partner keine speziellen Anweisungen erhalten hatten. "Unsere Studie zeigt, dass selbst ein eingeschränktes Eingreifen bei vielen Frauen mit Sexualstörungen einen positiven Effekt haben kann", so Bradford. "Das kommt für einen Sexualtherapeuten nicht überraschend, aber es legt die Notwendigkeit nahe, Verhaltensfaktoren in klinischen Tests näher zu untersuchen."

(c) Wissenschaft aktuell
Quelle: "Behavior and Symptom Change Among Women Treated with Placebo for Sexual Dysfunction", Andrea Bradford, Cindy M. Meston; Journal of Sexual Medicine (DOI: 10.1111/j.1743-6109.2010.02007.x)


 

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