Partnerwahl bei Borkenkäfern: Balzgesang entscheidet über Zutritt zum Liebesnest

Qualität des Zirpens signalisiert großes Körpergewicht und biologische Fitness des Männchens
Borkenkäfer der Gattung Dendroctonus können große Forstschäden verursachen.
Borkenkäfer der Gattung Dendroctonus können große Forstschäden verursachen.
© United States Department of Agriculture
Ottawa (Kanada) - Wenn weibliche Borkenkäfer ihre Gänge in Holz oder Rinde von Bäumen bohren, setzen sie Pheromone frei, um Männchen anzulocken. Aber nicht jeder eintreffende Freier erhält Zutritt zu den Gemächern. Ob ein Männchen Erfolg hat, hängt zum großen Teil von der Qualität seines Balzgesangs ab, berichten kanadische Forscherinnen. Wer sein Zirpen häufig kunstvoll unterbricht, erhöht seine Chancen, schnell eingelassen zu werden und sich zu paaren. Das ist umso wahrscheinlicher, je größer der Käfer und damit seine biologische Fitness ist, erklären die Biologinnen im Fachblatt „Behavioural Processes”. Für kleinere Bewerber, die nur einfache Gesänge zustande bringen, bleibt der Eingang oft versperrt.

„Wir vermuten, dass das Männchen durch unterbrochenes Zirpen bei der Brautwerbung seine Körpergröße und möglicherweise auch seine motorischen Fähigkeiten anzeigt“, schreiben Amanda Lindeman und Jayne Yack von der Carleton University in Ottawa. Wie viele andere Insekten auch erzeugen Borkenkäfer Töne durch sogenannte Stridulation, indem sie Körperteile an ihrem Hinterende aneinanderreiben. Beim Borkenkäfer Dendroctonus valens gibt es zwei Formen des männlichen Gesangs: Einfaches Zirpen besteht aus einer gleichförmigen wiederholten Tonfolge, unterbrochenes Zirpen dagegen aus mindestens zwei unterschiedlichen, von kurzen Pausen unterbrochenen Strophen.

Die Forscherinnen gingen der Frage nach, ob ein Weibchen am Balzgesang die Qualität eines Männchens erkennt und sich dann entscheidet. Die Weibchen drängen abgewiesene Männchen aktiv zurück und blockieren dann mit ihrem Körper den Eingang zu den gebohrten Gängen. Aus anderen Untersuchungen war bekannt, dass Männchen umso eher akzeptiert werden, je größer sie sind. Große Männchen können ausdauernder fliegen und produzieren mehr Nachkommen – Merkmale einer biologischen Fitness, die sie für Weibchen attraktiver macht. Die Biologinnen fanden heraus, dass ein Zirpen mit Unterbrechungen auf einen besonders stattlichen Käfer hinweist. Sämtliche Männchen, die sich mit einem unterbrochenen Zirpgesang präsentierten, erhielten nach etwa 20 Minuten Zutritt zu den Fraßgängen. Dagegen mussten 40 Prozent der Käfer, die nur zu einfachem Zirpen fähig waren, draußen bleiben; die anderen schlechten Sänger wurden erst nach durchschnittlich 83 Minuten eingelassen. Auch individuelle Merkmale des Weibchens könnten seine Entscheidung beeinflussen. So sind große Weibchen wahrscheinlich wählerischer als kleine.

Abgesehen davon, dass ein Zirpen mit Unterbrechungen auf einen besonders stattlichen Käfer hinweist, könnte im Gesang noch eine weitere Information enthalten sein: Die abwechslungsreichere Lauterzeugung erfordert komplexere motorische Fähigkeiten und bessere Hirnfunktionen sowie möglicherweise einen höheren Energieaufwand. Diese Leistung wäre dann ein zusätzlicher Ausdruck großer biologischer Fitness. Wie die Weibchen die akustischen Signale erkennen und verarbeiten, sollen weitere Forschungsarbeiten zeigen.

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