Pack' Tequila in den Tank

"Die Agave ist eine Kaktusart, die in trockenen, wasserarmen Gebieten gedeiht", sagt Oliver Inderwildi von der University of Oxford. Zusammen mit seinen Kollegen berechnete er die Ökobilanz von Agavenplantagen im Vergleich zum Zuckerrohr- und Weizenanbau. So könnten die Tequila-Gewächse zum einen auf bisher ungenutzten Wüstenböden angebaut werden. Zum anderen würden die bei der Spritproduktion emittierten Mengen an Kohlendioxid mit 35 Gramm pro Megajoule deutlich geringer ausfallen als bei Weizen mit etwa 85 Gramm. Zum Vergleich: klassisches Benzin aus Erdöl belastet das Klima mit etwa 100 Gramm Kohlendioxid pro Megajoule. Die Ausbeute an Tequila-Sprit pro Hektar Anbaufläche und Jahr wäre mit 121 Gigajoule deutlich höher als bei Weizen mit derzeit 77 Gigajoule.
Einzig das in Brasilien angebaute Zuckerrohr kann eine bessere Energie- und Klimabilanz mit nur 20 Gramm Kohlendioxid pro Megajoule aufweisen. Die Ausbeute pro Hektar bewegt sich derzeit bei knapp 150 Gigajoule jährlich. Doch außerhalb Brasiliens seien laut Inderwildi diese guten Zahlen kaum erreichbar - in dem südamerikanischen Staat stehen sowohl weite, fruchtbare Flächen und ausreichend Wasser als auch klimafreundlicher Strom zur Trocknung der Feldfrüchte aus Wasserkraftwerken zur Verfügung.
Aufbauend auf ihrer Studie können sich die Forscher nun vorstellen, dass auf ersten Pilotplantagen Agaven für die Gewinnung von Bio-Ethanol angebaut werden. Zum Beispiel ließen sich stillgelegte Agaven-Plantagen in Mexiko oder Afrika wieder beleben. Diese wurden vor dem Siegeszug von Kunststoffprodukten für die Fertigung von Sisal-Naturfasern genutzt. Auch in Australien gebe es erste Versuche, aus Agaven Biosprit zu erzeugen. Steigende Schnapspreise erwartet Inderwildi jedoch nicht. "Ich bin nicht besorgt um die Tequila-Versorgung in den Bars."