Ohne Emotion kein Wiedererkennen
Gesichter liefern eine Menge Informationen: Sie geben Hinweise auf das Geschlecht, das Alter, den gegenwärtigen Gefühlszustand und vieles mehr. Im Alltag müssen der Mensch oft schnell erkennen, wie seine Mitmenschen gestimmt ist. Manchmal aber kommt es einfach nur darauf an, zu sehen, ob eine erwartete Person anwesend ist oder gerade eintrifft. Das Forscherteam um Beatrice de Gelder von der Universiteit Tilburg hat eine Gruppe von Gesichtsblinden und eine Kontrollgruppe unbeeinträchtigter Personen verschiedene Aufgaben zur Gesichtererkennung und Gesichtererinnerung lösen lassen und die Gehirnaktivität der Probanden mit Hilfe der Magnetresonanz-Tomografie beobachtet.
Hatten die präsentierten Gesichter einen deutlichen emotionalen Ausdruck, war auch bei den Gesichtsblinden die für die Gesichtererkennung zuständige Region sehr aktiv. Doch bei Gesichtern ohne besonderen Hinweis auf ihren Gefühlszustand war die Gehirnaktivität im so genannten fusiformen Gesichtsareal deutlich geringer als bei den unbeeinträchtigten Probanden der Kontrollgruppe. Jene Gehirnregion, die für Gesichtererkennung zuständig ist, ist bei Gesichtsblinden offenbar nicht weiter spezialisiert als die allgemeine Körpererkennung, schließen de Gelder und ihre Kollegen aus diesen Beobachtungen. Erst, wenn ein Gesicht einen starken emotionalen Ausdruck zeigt, können Gesichtsblinde das Gesicht einem Individuum zuordnen.
doi: 10.1371/journal.pone.0003195