Östrogenpillen gegen Brustkrebs
"Eine Östrogentherapie bei Frauen mit metastasierendem Brustkrebs kann die Schmerzen und andere Krankheitssymptome verringern und möglicherweise das Leben verlängern", erklärte Matthew Ellis vom Siteman Cancer Center der Washington University in St. Louis. Er und seine Kollegen behandelten 66 Frauen mit Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebstumoren, bei denen sich Metastasen in Knochen, Lungen oder Leber gebildet hatten. Alle Frauen, im Durchschnitt 59 Jahre alt, waren mit Aromatase-Inhibitoren behandelt worden, bis diese Medikamente ihre Wirkung verloren und die Tumore wieder anfingen zu wachsen. Die Frauen wurden mit einer täglichen Dosis von entweder 30 oder 6 Milligramm Östrogen behandelt.
Unabhängig von der Dosis kam bei etwa jeder dritten Patientin das Krebswachstum zum Stillstand oder die Tumore schrumpften sogar. Wenn während der Behandlung das Krebswachstum erneut einsetzte, waren die Aromatase-Inhibitoren wieder wirksam. In einigen Fällen ist es so gelungen, durch mehrfaches Hin-und-her-Wechseln zwischen beiden Therapien die Tumore jahrelang in Schach zu halten. Die hohe Dosierung löste stärkere Nebenwirkungen aus, darunter Übelkeit und vaginale Blutungen. Die gering dosierte Östrogenbehandlung verbesserte insgesamt die Lebensqualität der Patientinnen, linderte die Wechseljahrbeschwerden und kostete weniger als einen Dollar pro Tag, sagte Ellis.
Noch könne er nicht erklären, wie das Hormon wirkt. Er vermutet, dass die Tumorzellen nach der Behandlung mit einem Aromatase-Inhibitor für ihr Wachstum auf den Wachstumsfaktor IGF-1 angewiesen sind. Durch die Zufuhr von Östrogen sinkt der IGF-1-Spiegel und diese Krebszellen sterben. Es bleiben aber überlebende Krebszellen zurück, die dann wieder durch Östrogen stimuliert werden und erneut durch Aromatase-Inhibitoren gehemmt werden können.