Obst und Gemüse senken das generelle Krebsrisiko kaum

Die weit verbreitete Ansicht, dass der Konsum von Obst und Gemüse Krebs vorbeugend ist, ließ sich durch eine neue internationale Studie nicht bestätigen
Obst und Gemüse gelten als gesund.
Obst und Gemüse gelten als gesund.
© United States Department of Agriculture
New York (USA) - Mehrmals täglich Obst und Gemüse zu essen, gilt als wichtiger Bestandteil einer gesunden Ernährung. Auf das Krebsrisiko hat diese Ernährung allerdings - wenn überhaupt - nur einen sehr geringen Einfluss. Das ist das Ergebnis einer europäischen prospektiven Großstudie. Demnach sank die Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung bei überdurchschnittlichem Obst- und Gemüsekonsum im Untersuchungszeitraum von neun Jahren nur um wenige Prozent. Es sei aber nicht auszuschließen, dass einige wenige pflanzliche Inhaltsstoffe durchaus eine Krebs vorbeugende Wirkung haben, kommentiert ein Ernährungswissenschaftler in einem Editorial die im "Journal of the National Cancer Institute" veröffentlichten Ergebnisse.

"Ein höherer Konsum von Obst und Gemüse war gekoppelt mit anderen Faktoren des Lebensstils, etwa geringem Alkohol- und Tabakkonsum und größerer körperlicher Aktivität, was zu dem verringerten Krebsrisiko beigetragen haben könnte", schreiben Paolo Boffetta von der Mount Sinai School of Medicine in New York und ihre Kollegen. Obwohl bei der Auswertung der Daten das Rauchverhalten, der Alkoholkonsum, das Körpergewicht und viele andere mögliche Einflussfaktoren berücksichtigt wurden, schließen die Autoren nicht aus, dass der schwache, aber statistisch relevante Effekt andere, unbekannte Ursachen haben könnte. Eine mögliche Ursache wäre die Unzuverlässigkeit der von den Probanden selbst gemachten Angaben über ihre Ernährung.

An der Studie nahmen knapp 480.000 Männer und Frauen im Alter von 25-70 Jahren aus zehn westeuropäischen Ländern teil, die über Ernährung und Lebensstil Auskunft gaben. Innerhalb von neun Jahren erkrankten 30.000 von ihnen an einer Form von Krebs. Ein um 200 Gramm erhöhter täglicher Verzehr von Obst und Gemüse senkte das Krebsrisiko um etwa drei Prozent. Bei starkem Alkoholkonsum war der Schutzeffekt für Krebsarten, die durch Alkohol oder Rauchen begünstigt werden, etwas deutlicher ausgeprägt. Im Gegensatz dazu ist der in anderen Studien nachgewiesene positive Effekt von Obst und Gemüse auf Herz- und Gefäßkrankheiten sehr viel stärker, schreibt Walter Willett von der Harvard School of Public Health in einem begleitenden Kommentar. Außerdem könnten spezielle Obst- und Gemüsesorten oder einzelne Inhaltsstoffe durchaus einen in dieser Untersuchung nicht erfassten Schutzeffekt haben. So gäbe es beispielsweise starke Hinweise darauf, dass das Tomaten-Carotinoid Lycopin das Prostatakrebsrisiko senkt. In weiteren Studien sollte zudem geprüft werden, so Willett, ob bestimmte positive Effekte nur dann eintreten, wenn die pflanzliche Nahrung in der Kindheit oder Jugend konsumiert wird.

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Quelle: "Fruit and Vegetable Intake and Overall Cancer Risk in the European Prospective Investigation Into Cancer and Nutrition (EPIC )", Paolo Boffetta et al.; Journal of the National Cancer Institute, Vol. 102, p. 1, DOI: 10.1093/jnci/djq072
Editorial: "Fruits, Vegetables, and Cancer Prevention: Turmoil in the Produce Section", Walter C. Willett; Journal of the National Cancer Institute, Vol. 102, DOI: 10.1093/jnci/djq098


 

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