Oberschenkel als Zeichen der Macht

Die Zapoteken in Mexiko nutzten die Oberschenkel von Verstorbenen als Zeichen von Macht - nicht nur die Herrscher, sondern auch ganz gewöhnliche Vorsteher von Familien
Zapoteken-Grabstätte, in der dem Bestatteten ein Oberschenkel fehlt.
Zapoteken-Grabstätte, in der dem Bestatteten ein Oberschenkel fehlt.
© Field Museum, Chicago
Chicago (USA) - Als Zeichen von Macht und Legitimation ihrer Herrschaft benutzten die Zapoteken in der Blütezeit ihrer Kultur (um 500 nach Christus) die Oberschenkel von Verstorbenen. Durch neue Ausgrabungen im Tal von Oaxaca, rund 500 Kilometer südöstlich von Mexiko City, hat sich jetzt gezeigt, dass nicht nur die Herrscher der Zapoteken diesen Brauch pflegten, sondern auch ganz normale Familienoberhäupter.

Schon länger ist bekannt, dass Oberschenkel in der präkolumbianischen Kultur der Zapoteken als Zeichen der Macht galten. Die Anthropologen Gary Feinman und Linda Nicholas vom Field Museum in Chicago konnten nun bei einer Großausgrabung von 16 Grabstätten mit 21 bestatteten Individuen zeigen, dass die Zapoteken-Herrscher tatsächlich ältere Gräber öffnen ließen, um die Oberschenkel der Bestatteten zu entnehmen. Manche der untersuchten Grabstätten befanden sich jedoch neben gewöhnlichen Häusern und nicht neben Herrscher-Residenzen. Da die Zapoteken ihre Toten üblicherweise in der Nähe ihrer Häuser bestatteten, gehen die Forscher davon aus, dass in Grabstätten in der Nähe normaler Häuser Tote aus gewöhnlichen Familien lagen. Weil nun auch diesen Toten Oberschenkel fehlten, schließen die Forscher, dass auch für ganz normale Familienvorstände die Oberschenkel Insignien der Macht darstellten.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: Field Museum, Chicago


 

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