Nitroglycerinsalbe als Schutz vor Osteoporose

Mit einer Nitroglycerin-haltigen Salbe könnten Frauen möglicherweise ihr nach der Menopause erhöhtes Osteoporoserisiko senken
Feinstruktur des Oberschenkelknochens
Feinstruktur des Oberschenkelknochens
© Popular Science Monthly Volume 42
Toronto (Kanada) - Nitroglycerin wird wegen seiner gefäßerweiternden Wirkung bereits therapeutisch genutzt. Es stimuliert aber auch die Knochenbildung und hemmt den Abbau von Knochengewebe. Deshalb haben kanadische Forscher jetzt geprüft, ob der Wirkstoff helfen kann, die Abnahme der Knochendichte bei Frauen nach den Wechseljahren zu verhindern. Die Studie bestätigte, dass eine Nitroglycerinsalbe, zwei Jahre lang einmal täglich aufgetragen, die Knochendichte stabilisiert. Weitere Studien müssen zeigen, ob dieses preiswerte und leicht herstellbare Mittel für einen vorbeugenden Einsatz gegen Osteoporose empfohlen werden kann, schreiben die Wissenschaftler im "Journal of the American Medical Association (JAMA)".

"Eine täglich verabreichte Nitroglycerinsalbe verstärkt die Knochenbildung und verringert die Knochenresorption. Das verbessert die Knochendichte, die Knochenstruktur und Merkmale der Knochenfestigkeit mindestens ebenso stark wie andere Therapien", erklären die Forscher um Sophie Jamal von der University of Toronto. Die Wirksamkeit von Nitroglycerin beruht auf der Freisetzung von Stickstoffmonoxid, einem natürlichen Botenstoff, der die Knochen bildenden Osteoblasten aktiviert und die Knochen abbauenden Osteoklasten hemmt. Die nach der Menopause nachlassende Östrogenproduktion bringt die Regulation des Knochenumbaus aus dem Gleichgewicht und erhöht die Gefahr einer Osteoporose.

An der Doppelblindstudie nahmen 243 Frauen im Alter von durchschnittlich 62 Jahren teil. Täglich vor dem Schlafengehen trugen sie eine Nitroglycerin-haltige Salbe oder ein Placebo auf den Oberarm auf. Nach zwei Jahren lag die Knochendichte, gemessen im Bereich der Lendenwirbel und bei Hüft- und Oberschenkelknochen, in der Nitroglyceringruppe um 6-7 Prozent höher als bei den anderen. Außerdem zeigten weitere Messwerte an, dass die wirkstoffhaltige Salbe die Festigkeit von Schienbein und Speiche gestärkt hatte. Als Hauptnebenwirkung verursachte die Behandlung im ersten Monat bei 35 Prozent der Frauen Kopfschmerzen, deren Stärke nach einem Jahr nachließ. "Sollte eine Folgestudie ergeben, dass diese Behandlung auch das Risiko von Knochenbrüchen verringert, stünde den Ärzten eine neue und kostengünstige Osteoporosetherapie zur Verfügung", schreibt Sundeep Khosla von der Mayo Clinic in Rochester in einem begleitenden Kommentar. Außerdem, so Khosla, sollten die positiven Ergebnisse Anlass sein, neue Stickstoffmonoxid freisetzende Wirkstoffe zu entwickeln, die weniger Kopfschmerzen verursachen.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Effect of Nitroglycerin Ointment on Bone Density and Strength in Postmenopausal Women: A Randomized Trial", Sophie A. Jamal et al.; Journal of the American Medical Association (JAMA), Vol. 305(8), p. 800
Editorial: "Is Nitroglycerin a Novel and Inexpensive Treatment for Osteoporosis?", Sundeep Khosla; Journal of the American Medical Association (JAMA), Vol. 305(8), p. 826


 

Home | Über uns | Kontakt | AGB | Impressum | Datenschutzerklärung
© Wissenschaft aktuell & Scientec Internet Applications + Media GmbH, Hamburg