Neues generelles Erkennungsmerkmal von Krebstumoren entdeckt

Ein neuer Tumormarker verbessert die Krebsdiagnose durch bildgebende Verfahren und ermöglicht Ansätze für gezielte Therapien
3D-Struktur von FSH (grün und orange), gebunden an den FSH-Rezeptor (blau)
3D-Struktur von FSH (grün und orange), gebunden an den FSH-Rezeptor (blau)
© Q.R.Fan and W.A.Hendrickson, PMID 15662415
Paris (Frankreich)/New York (USA) - Unterschiede zwischen Krebszellen und gesunden Zellen ermöglichen es, Tumoren zu erkennen und gezielt zu zerstören. Französische und amerikanische Mediziner haben jetzt ein neues Unterscheidungsmerkmal entdeckt: Blutgefäßzellen aller untersuchter Tumorarten bilden Proteine, die als Rezeptoren für das follikelstimulierende Hormon (FSH) dienen. Diese Rezeptoren kommen normalerweise nur in Hoden und Eierstöcken vor. Antikörper, die an die FSH-Rezeptoren ankoppeln, könnten genutzt werden, um bildgebende Verfahren zum Tumornachweis zu verbessern oder gezielte Therapien einzusetzen, die gesundes Gewebe nicht schädigen, berichten die Forscher im "New England Journal of Medicine".

"Dieser neue Tumormarker könnte dazu dienen, die Krebsdiagnostik zu verbessern. Außerdem ermöglicht er, neue Krebsmittel zu entwickeln, die die Blutversorgung eines Tumors blockieren"", sagt Aurelian Radu von der Mount Sinai School of Medicine in New York. Zusammen mit Nicolae Ghinea und Kollegen der Forschungsorganisation INSERM in Paris untersuchte er Krebsgewebeproben von 1336 Patienten, die an unterschiedlichen Krebsformen erkrankt waren. Dazu zählten Prostata-, Brust-, Darm-, Lungen-, Leber- und Eierstocktumoren. Mithilfe von Antikörpern, die gegen FSH-Rezeptoren gerichtet waren, konnten die Forscher in den Wänden der Tumorblutgefäße solche Bindungsstellen sichtbar machen. Die Rezeptoren ließen sich in der äußeren Begrenzung sämtlicher Tumortypen aller Entwicklungsstadien nachweisen, nicht aber im benachbarten gesunden Gewebe. Lediglich in den Blutgefäßen der Keimdrüsen waren - in deutlich geringerer Menge - auch bei Gesunden solche Hormonrezeptoren nachweisbar. In bestimmten Zellen von Hoden und Eierstöcken dient der FSH-Rezeptor dazu, nach Aktivierung durch das Hormon FSH Entwicklung und Funktion der Keimdrüsen zu stimulieren.

"Zurzeit erforschen wir den Mechanismus, der zur anormalen Bildung der FSH-Rezeptoren in den Blutgefäßwänden von Tumoren führt, und wie dadurch das Tumorwachstum gefördert wird", sagt Radu. Die Aktivierung des Rezeptors ist mit der Funktion des Wachstumsfaktors VEGF gekoppelt, der die Entwicklung neuer Blutgefäße anregt. Außerdem arbeiten die Forscher daran, durch Antikörper die äußere Begrenzung von Tumoren so zu markieren, dass sie durch Kernspintomographie oder Ultraschall besser erkennbar werden.

© Wissenschaft aktuell
Quelle: "Expression of Follicle-Stimulating Hormone Receptor in Tumor Blood Vessels", Aurelian Radu et al.; New England Journal of Medicine, Vol. 363, p. 1621


 

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