Neuer Ansatz zur Therapie der Herzmuskelschwäche
"Gegenwärtige Therapien können das Fortschreiten der Herzinsuffizienz lediglich verlangsamen, jedoch meist nicht heilen. Unsere Ergebnisse zeigen erstmals einen Weg, wie diese Krankheit durch Regulation von microRNA behandelt werden könnte", sagt Stefan Engelhardt vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie der Technische Universität München. Zusammen mit Medizinern der Universität Würzburg verglichen Engelhardt und seine Kollegen das Profil der verschiedenen microRNAs in gesundem und erkranktem Herzgewebe. Es stellte sich heraus, dass der Spiegel der microRNA-21 (miR-21) bei einer Herzmuskelschwäche stark erhöht war. Diesen Anstieg verursachten aber nicht die Herzmuskelzellen, sondern die Fibroblasten. Die Überproduktion von miR-21 bewirkte die Hemmung eines Signalwegs, wodurch das Wachstum von Fibroblasten gefördert und deren Absterben verzögert wurde. Mit einer synthetischen Eiweißverbindung gelang es den Forschern in Experimenten mit Mäusen, die Aktivität der miR-21-Moleküle zu blockieren und so Herzschäden zu verringern. In Laborversuchen mit menschlichen Herzzellen war der Hemmstoff ebenfalls wirksam. Weitere Versuche sollen nun zeigen, ob eine Therapie der Herzinsuffizienz durch einen geeigneten miR-21-Hemmstoff möglich ist.
microRNAs spielen bei der Regulation von Genen wahrscheinlich eine große, bisher noch nicht vollständig erfasste Rolle. Sie können aktive Gene dadurch hemmen, dass sie sich an die Boten-RNAs anlagern, die die Bauanleitung für Proteine tragen. Dadurch drosseln sie die Proteinbildung des entsprechenden Gens. Jeder Gewebetyp enthält ein anderes Spektrum verschiedener microRNAs. Eine Fehlfunktion dieser Kontrollelemente könnte für mehrere Krankheiten von Bedeutung sein.