Natürliches Anti-Aging fürs Herz

Das körpereigene Protein Vinculin stabilisiert die Zellen des Herzmuskels und unterstützt so die Funktion des Organs – Produktion nimmt mit dem Alter zu
Durch verstärkte Produktion von Vinculin versucht der Körper die im Alter nachlassende Herzleistung zu kompensieren.
Durch verstärkte Produktion von Vinculin versucht der Körper die im Alter nachlassende Herzleistung zu kompensieren.
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San Diego (USA) - Alt werden und „im Herzen jung bleiben“ – dabei hilft ein natürlicher Mechanismus, der die Funktion der Herzmuskelzellen stabilisiert. Denn im Herz werden während des Lebens nur in sehr geringem Maß neue Zellen aus Stammzellen gebildet. Was das Herz stattdessen in die Lage versetzt, bis ins hohe Alter seinen Dienst zu verrichten, haben amerikanische Biologen jetzt bei Affen, Ratten und Fliegen untersucht. Sie stellten fest, dass das Strukturprotein Vinculin dabei eine wichtige Rolle spielt. Es wird bei allen untersuchten Tierarten – und auch beim Menschen – mit zunehmendem Alter vermehrt produziert. Bei Taufliegen verstärkte eine künstlich erzeugte Überproduktion des Proteins nicht nur die Herzleistung, sondern verlängerte sogar die Lebensdauer der Tiere, berichten die Forscher im Fachblatt „Science Translational Medicine”. Wirkstoffe, die den Vinculingehalt in den Herzzellen erhöhen, könnten älteren Menschen bei beginnender Herzschwäche helfen, ihr Herz länger gesund zu erhalten.

„Da die Regeneration von Herzzellen begrenzt ist, könnte die Erhaltung der Herzfunktion davon abhängen, dass mit der Zeit Umbau- und Reparaturprozesse ablaufen“, sagt Adam Engler von der University of California in San Diego. Diese Vorgänge müssten auf veränderten Aktivitäten von Genen beruhen, die im fortgeschrittenen Alter die Produktion spezieller Proteine verstärken. Daher analysierten Engler und sein Team die gesamte Proteinproduktion von Herzzellen junger und alter Rhesusaffen sowie junger und alter Ratten.

Es zeigte sich, dass bei beiden Tierarten mit zunehmendem Alter verstärkt Vinculin gebildet wird. Dieses Protein hat die Aufgabe, die Zellform und den Kontakt zwischen den Muskelzellen zu stabilisieren. Das verringert die Belastung durch die ständige Kontraktion der Muskelzellen. Um die große Bedeutung von Vinculin für die Herzfunktion nachzuweisen, erzeugten die Forscher genetisch veränderte Taufliegen (Drosophila melanogaster), deren Herzzellen übermäßig viel Vinculin produzierten. Diese Tiere hatten eine verbesserte Herzfunktion und lebten im Schnitt mehr als zweieinhalbmal länger als die anderen. Die Hälfte von ihnen starb erst nach 11 bis 13 Wochen, während von den normalen Fliegen keine älter als acht Wochen wurde.

Beim Menschen kann eine gestörte Vinculinbildung Ursache für eine altersbedingte Herzschwäche sein. Die beim Älterwerden normalerweise ansteigende Produktion dieses Proteins stellt also einen natürlichen Mechanismus zum Schutz vor einer solchen Herzerkrankung dar. Eine Therapie, die diesen Prozess fördert, wäre dann eine Möglichkeit, die Herzgesundheit älterer Menschen zu verbessern. Möglicherweise eignet sich ein zu geringer Vinculinspiegel in Herzzellen auch als diagnostisches Merkmal zur Früherkennung einer Herzinsuffizienz.

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