Natürlicher Botenstoff löst Alzheimer-Plaques auf

Im Tierversuch verringert die Behandlung mit dem Wachstumsfaktor GM-CSF die Ablagerungen im Gehirn und verbessert die Gedächtnisleistung
Tampa (USA) - Patienten mit rheumatoider Arthritis erkranken seltener an Alzheimer. Ursache hierfür könnte ein Wachstumsfaktor sein, der bei der chronischen Gelenksentzündung verstärkt gebildet wird, berichten amerikanische Mediziner. Alzheimer-Mäuse, die mit dem Botenstoff GM-CSF behandelt wurden, entwickelten deutlich weniger Ablagerungen im Gehirn als unbehandelte Tiere. Außerdem zeigten sie verbesserte Gedächtnis- und Lernleistungen, die denen von gesunden Mäusen vergleichbar waren. Da es bereits für andere Krankheiten zugelassene Medikamente gibt, die aus gentechnisch hergestelltem GM-CSF bestehen, sollen schon bald klinische Studien mit Alzheimer-Patienten beginnen, schreiben die Forscher im "Journal of Alzheimer's Disease".

"Unsere Ergebnisse bieten eine überzeugende Erklärung dafür, warum rheumatoide Arthritis ein negativer Risikofaktor für Alzheimer ist", sagt Huntington Potter von der University of South Florida in Tampa. Seine Arbeitsgruppe untersuchte, wie sich drei Wachstumsfaktoren, die von Patienten mit rheumatoider Arthritis verstärkt produziert werden, auf die Symptome der Alzheimer-Demenz bei Mäusen auswirken. Der so genannte Granulozyten-Makrophagen-Kolonie stimulierende Faktor (GM-CSF), der die Entwicklung von weißen Blutkörperchen stimuliert, hatte den stärksten positiven Effekt. "Wir waren ziemlich erstaunt, dass die Behandlung die geschädigten kognitiven Funktionen in 20 Tagen völlig rückgängig machte", sagt Tim Boyd, ein Mitglied des Forschungsteams.

Für ihre Experimente setzten die Forscher sowohl Mäuse ein, die genetisch so verändert waren, dass sie eine Alzheimer-ähnliche Krankheit entwickelten, als auch Mäuse, deren Gedächtnis altersbedingte Schwächen zeigte. 20 Tage lang erhielten die Tiere täglich eine Injektion von GM-CSF unter die Haut. Im Vergleich zu den jeweiligen Placebogruppen schnitten die behandelten Mäuse bei Gedächtnis- und Lerntests deutlich besser ab. Ihre Leistungen ähnelten den Ergebnissen, die gesunde Mäuse erzielten. Im Gehirn der behandelten Alzheimer-Mäuse fanden die Forscher 50 Prozent weniger krankheitstypische Proteinablagerungen als bei den unbehandelten Tieren. Außerdem ließen sich mehr Mikrogliazellen im Gehirn nachweisen. Diese Zellen übernehmen Aufgaben der Immunabwehr im Hirngewebe, indem sie Zellreste und schädliche Stoffwechselprodukte beseitigen. Die Forscher vermuten, dass die immunstimulierende Wirkung eines erhöhten GM-CSF-Spiegels auch die Zahl der Mikrogliazellen im Gehirn erhöht und so Ablagerungen beseitigt. Noch in diesem Jahr sollen erste klinische Studien beginnen, da es GM-CSF-Präparate wie Sargramostim und Molgramostim gibt, die zur Krebsbehandlung bereits zugelassen sind.

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Quelle: "GM-CSF up-regulated in Rheumatoid Arthritis reverses cognitive impairment and amyloidosis in Alzheimer mice" Tim D. Boyd et al.; Journal of Alzheimer's Disease, Vol. 21:2 (im Druck)


 

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