Nase verankert das Gesicht

Dem Riechorgan gilt der erste Blickkontakt - es hilft, Gesichter als Gesichter zu erkennen und diese im Gedächtnis zu speichern und abzurufen
Ohne das Gesicht drumherum ist die Nase allerdings wenig verräterisch
Ohne das Gesicht drumherum ist die Nase allerdings wenig verräterisch
© Public Domain
San Diego (USA) - Woran erkennt man einen Menschen? Nicht an den Augen, sondern an zwei Punkten der Nase, berichten jetzt US-Forscher. Erst der dritte Blick gilt demnach den Augen. Doch zum Erkennen einer Person ist dieser meist gar nicht mehr nötig, so das Fazit der Studie, in der die Wissenschaftler die Blicke von Versuchspersonen analysierten. Diese fixierten immer zuerst einen Punkt leicht links von der Nase und dann einen etwa in der Mitte der Nase. Offenbar erfasst der Blick zugleich das gesamte Gesicht drumherum und kann es erkennen, obwohl nur der Fokuspunkt wirklich scharf gesehen wird. Weshalb der erste Blick nach links geht, darüber spekulieren die Forscher im Fachblatt "Psychological Science".

"Die Nase scheint das 'Zentrum der Information' zu sein, wo die Information in alle Richtungen ausgewogen ist, oder die optimale Blickposition für die Gesichtserkennung", so das Team um Janet Hui-wen Hsiao und Garrison Cottrell vom Temporal Dynamics of Learning Center der University of California, San Diego. Die Forscher hatten 16 Probanden gebeten, eine Reihe von Gesichtern zu betrachten, jeweils drei Sekunden pro Bild. Derweil verfolgte ein Tracksystem die Augenbewegung und registrierte die angeblickten Punkte. So war es auch möglich, das Schauen auf nur einen oder zwei Fixpunkte zu beschränken: Das System blendete das Bild aus, wenn der Blick weiter schweifen wollte. Im zweiten Durchlauf sollten die Probanden Gesichter aus dem ersten Lauf wiedererkennen.

Klares Fazit: Alle Testteilnehmer blickten zuerst neben und dann auf die Nase. Und sie erkannten die meisten Gesichter allein mit diesen beiden Fixpunkten wieder. "Das lässt vermuten, dass der zweite Fixierungspunkt funktionale Bedeutung hat: Er soll von einem zweiten Ort mehr Information einholen", so Hsiao und Kollegen. Durften die Probanden nur einen Punkt fixieren, bei gleicher Betrachtungsdauer, schnitten sie schlechter ab. Dass der erste Blickpunkt links von der Nase liegt, könnte mit den Sehgewohnheiten der von links nach rechts lesenden Versuchspersonen zusammenhängen. Eine Folgestudie mit arabisch oder hebräisch lesenden Probanden könnte dies klären. Möglicherweise liege es aber auch an der Zuständigkeit der rechten Hirnhälfte für die Gesichtserkennung, die überkreuz die linke Körperhälfte steuert, oder an der bekannten Asymmetrie der beiden Gesichtshälften.

Psychological Science, UC San Diego
Quelle: "Two Fixations Suffice in Face Recognition", J.H.Hsiao; Psychological Science, Band 19, Ausgabe 10


 

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