Nach den Wechseljahren: Hormonspiegel verrät Brustkrebsrisiko

Je mehr Sexualhormone in erhöhter Konzentration im Blut vorliegen, desto wahrscheinlicher wird die Krebserkrankung
Boston (USA) - Ältere Frauen mit einem überdurchschnittlich hohen Spiegel an Testosteron oder Östrogenen haben ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs. Genauer beurteilen lässt sich dieses Risiko, wenn die Blutwerte für mehrere Sexual- und Wachstumshormone gleichzeitig gemessen werden, berichten jetzt amerikanische Mediziner. Jeder einzelne von acht untersuchten Hormonwerten, der über dem altersabhängigen Durchschnitt lag, erhöhte die Krankheitswahrscheinlichkeit bei Frauen nach den Wechseljahren. Waren beispielsweise die Werte für fünf Hormone gleichzeitig erhöht, verdoppelte sich das Krebsrisiko, schreiben die Forscher im Fachblatt "Breast Cancer Research".

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich das Brustkrebsrisiko besser voraussagen lässt, wenn man dabei die Blutspiegel mehrerer Hormone berücksichtigt", sagt Shelley Tworoger von der Harvard Medical School in Boston. Ihr Forscherteam wertete Daten von 800 Frauen nach der Menopause aus, darunter 265 Fälle von Brustkrebs. In Blutproben, die bis zu neun Jahre vor einer Diagnose entnommen worden waren, ermittelten die Mediziner den Gehalt an männlichen und weiblichen Sexualhormonen und des Wachstumshormons Prolaktin. Von allen diesen Hormonen war bekannt, dass sie das Wachstum von Brustkrebszellen in Laborkulturen fördern.

Lag der Blutwert nur eines Hormons über dem Durchschnittswert, stieg das Brustkrebsrisiko um zehn Prozent. Mit dem überdurchschnittlich hohen Spiegel eines weiteren Hormons vergrößerte sich die Wahrscheinlichkeit noch einmal um 16 Prozent. Waren sieben oder acht Hormonwerte gleichzeitig erhöht, betrug das Krebsrisiko das 2,7-fache im Vergleich zu denjenigen ohne einen einzigen erhöhten Wert. Östrogene hatten eine etwas stärkere Wirkung als andere Hormone. Für sogenannte Östrogenrezeptor-positive Brustkrebstypen war der Zusammenhang stärker ausgeprägt. Ein möglicher Einfluss des Body-Mass-Index (BMI) wurde bei der Auswertung berücksichtigt.

Zu den in der Studie getesteten Östrogenen zählten Östron, Östradiol und Östronsulfat. Bei den Androgenen, den männlichen Sexualhormonen, waren es Testosteron, Androstendion, Dehydroepiandrosteron (DHEA) und DHEA-Sulfat. Auch Frauen produzieren Androgene - wenn auch in geringeren Mengen. Hormone beider Gruppen können auch dann das Wachstum von Krebszellen fördern, wenn diese über keine speziellen Östrogen-Andockstellen, die Östrogen-Rezeptoren, verfügen.

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Quelle: "The combined influence of multiple sex and growth hormones on risk of postmenopausal breast cancer: a nested case-control study", Shelley S Tworoger et al.; Breast Cancer Research (im Druck)


 

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