Na klar - Autos haben Gesichter

Wer in einem Auto Gesichtszüge erkennt, ist nicht allein - in einem Experiment gab über ein Drittel der Befragten an, in den meisten Autos ein menschliches oder tierisches Gesicht zu sehen
Wien (Österreich)/ Tallahassee (USA) - Die beiden Scheinwerfer sind Augen, das Kühlerschutzgitter ein breit grinsender Mund und die Plakette mit der Automarke in der Mitte stellt die Nase dar. Für Kinder und Comiczeichner haben Autos ganz klar ein Gesicht. Und es sind sind tatsächlich relativ viele Menschen, zeigt jetzt ein amerikanisches Forscherteam in der Fachzeitschrift "Human Nature", die im Äußeren eines Autos ein Gesicht erkennen und ihm auch bestimmte Eigenschaften zuschreiben.

"Unsere Studie bestätigte mit einiger Deutlichkeit, was viele Menschen sowieso schon empfunden haben - dass nämlich Autos bestimmte Persönlichlichkeitszüge zu haben scheinen, und zwar entsprechend ihren 'Gesichtszügen'. Man nimmt das ähnlich wahr wie menschliche Gesichtszüge", erklärt Dennis Slice von der Florida State University. "Ein einzigartiger Aspekt der Studie war, dass wir Autos tatsächlich nach ihrem Aussehen Charaktere zuschreiben, etwa einen ängstlichen, aggressiven oder maskulinen Charakter oder auch das jeweilige Gegenteil."

Von 40 Befragten gab über ein Drittel (32,5 Prozent) an, bei neun von zehn Autos ein menschliches oder tierisches Gesicht zu sehen. Dabei waren die Charakterzuschreibungen - zum Beispiel, ob es sich um ein aggressives oder freundliches Gesicht handelte - unter den Befragten weitgehend deckungsgleich. "96 Prozent der Befragten stimmten darin überein, ob ein bestimmtes Auto etwas Dominantes oder etwas Unterwürfiges ausstrahlte", erklärt Slice. "Es muss also in der Autovorderseite etwas geben, was zu einer so konsistenten Aussage führt."

Slice und seine Kollegen führen die menschliche Fähigkeit, in unbelebten Objekten wie Autos Gesichter zu erkennen, auf jene Epoche zurück, als der Mensch noch durch Wälder und Steppen streifte und vor großen Tieren auf der Hut sein musste. "Das sagt uns etwas über die Umwelt im Laufe der Evolution", sagt Slice. "Wenn man zu oft Gesichter in einer Gebirgsformation oder der Musterung eines Toastes sieht, zieht dies keinerlei Konsequenzen nach sich. Aber wenn man das Gesicht eines Angreifers nicht im richtigen Moment erkennt, konnte dies fatale Folgen haben."

Florida State University
Quelle: "Face to Face. The Perception of Automotive Designs", Sonja Windhager, Dennis E. Slice, Katrin Schaefer, Elisabeth Oberzaucher, Truls Thorstensen und Karl Grammer; Human Nature, Volume 19, Number 4, December 2008.


 

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