Mutters Fluch: Warum Männer früher sterben

Mütter vererben mit den Mitochondrien Gene, die das Leben der Söhne verkürzen, aber den Töchtern nicht schaden
Mitochondrien enthalten Gene, die nur von der Mutter auf die Nachkommen weitergegeben werden (Schemazeichnung).
Mitochondrien enthalten Gene, die nur von der Mutter auf die Nachkommen weitergegeben werden (Schemazeichnung).
© LadyofHats (gemeinfrei)
Clayton (Australien) - Frauen leben im Schnitt länger als Männer. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für viele Tierarten. Eine theoretische Erklärung dieses Phänomens haben australische Biologen jetzt bei Taufliegen experimentell überprüft. Die Erklärung beruht auf der Vererbung von Genen, die in den Mitochondrien enthalten sind. Diese „Kraftwerke der Zelle“ werden nur von der Mutter an die Nachkommen weitergegeben, da das Spermium bei der Befruchtung keine Mitochondrien in die Eizelle überträgt. Nach der „Mutters-Fluch-Hypothese“ könnten sich im Lauf der Evolution Mutationen im Erbgut dieser Organellen anhäufen, die die Lebensdauer männlicher Nachkommen verkürzen, während sie sich auf die Töchter nicht negativ auswirken. Die Existenz solcher Gene mit geschlechtsabhängiger Wirkung haben die Forscher nun durch genetische Analysen und Experimente mit Drosophila-Fliegen tatsächlich nachgewiesen, wie sie im Fachjournal „Current Biology“ berichten. Ihre Ergebnisse könnten auch für die je nach Geschlecht unterschiedliche Lebensdauer von Menschen von Bedeutung sein.

„Die Qualitätskontrolle der Evolution, bekannt als natürliche Selektion, prüft die Qualität mitochondrialer Gene nur bei Müttern. Eine mitochondriale Mutation, die Väter schädigt, aber keine Wirkung bei Müttern hat, wird unerkannt durch die Maschen der natürlichen Selektion fallen“, sagt Damian Dowling von der Monash University in Clayton, der Leiter des Forscherteams. Wenn es solche Mutationen wirklich gibt, müsste ein Zusammenhang zwischen Veränderungen der DNA-Sequenz in den Mitochondrien und der Lebensdauer statistisch erkennbar sein – und zwar nur bei männlichen Organismen. Um das zu untersuchen, analysierten die Biologen zunächst das Mitochondrien-Erbgut von 13 Drosophila melanogaster-Stämmen aus verschiedenen Regionen der Welt.

Die Messung der Lebensdauer von männlichen und weiblichen Fliegen mit unterschiedlichen Mitochondrien-Genomen bestätigte eine Abhängigkeit von genetischen Merkmalen nur bei den Männchen. Wie lange sie lebten und wie schnell sie alterten, hing von zahlreichen, über die gesamte Mitochondrien-DNA verteilten Mutationen ab. Ob diese für die Weibchen neutral oder sogar von Vorteil sind, ist noch nicht geklärt. Die Forscher vermuten, dass sich ihre Ergebnisse auch auf andere Tierarten und den Menschen übertragen lassen. „Die Mitochondrien sind Hotspots für Mutationen, die die männliche Gesundheit beeinflussen“, sagt Dowling. Er will nun nach Möglichkeiten suchen, wie Männer den schädlichen Mutationen gegensteuern können, um länger gesund zu bleiben.

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