Muttermilch verrät akutes Brustkrebsrisiko

Veränderungen in der DNA bestimmter Zellen aus der Muttermilch geben Aufschluss über die nahe Krebsgefahr
Orlando (USA) - Die Muttermilch kann offenbar einiges über das Brustkrebsrisiko verraten: Bestimmte genetische Veränderungen der so genannten Epithelzellen in der Milch geben ebenso Aufschluss über die mögliche Gefahr wie eine Biopsie, legt eine kleine Studie US-amerikanischer Forscher nahe. Eine Screening-Methode auf der Basis der Muttermilch-Untersuchung hätte demnach vielversprechendes Potenzial, das persönliche Brustkrebsrisiko für die nahe Zukunft einzuschätzen, berichteten die Wissenschaftler auf der Jahrestagung der American Association for Cancer Research in Orlando. Da viele Frauen irgendwann im Leben ein Kind bekommen, würde eine solche Überprüfung einen hohen Anteil der weiblichen Bevölkerung erreichen können. Langzeitstudien sollen jetzt noch klären, ob der Zusammenhang auch längerfristig gilt.

Auch wenn die Stichprobe nur klein ist, hält Studienleiterin Kathleen F. Arcaro von der University of Massachusetts in Amherst sie durchaus für aussagekräftig: "Sie ist ausreichend, uns zu sagen, dass wir die Zellen in der Muttermilch nutzen können, um das Brustkrebsrisiko zu bestimmen." Mit einer kleinen Probe aus dem Kolostrum, der ersten Muttermilch ließen sich Aussagen darüber treffen, wie es um die Brüste bestellt ist. "Es ist absolut nicht invasiv, potenziell nicht teuer und wirklich akkurat", so Arcaro.

Die Forscher hatten Muttermilchproben beider Brüste von rund 250 Frauen gesammelt, die eine Biopsie der Brust gehabt hatten oder denen eine solche Brustkrebsuntersuchung bevorstand. Aus diesen Proben der Milch isolierten sie die Epithelzellen und untersuchten deren Erbgut auf so genannte epigenetische Signale. Solche spezifischen Veränderungen der DNA bei bestimmten Genen können Aufschluss über das Krebsrisiko geben - und von mehr als 35 Genen ist bekannt, dass sie bei Brustkrebs betroffen sind. Die Ergebnisse der Analysen der Muttermilchzellen verglichen die Forscher mit den Biopsieergebnissen.

Von den 104 Frauen, bei denen die Biopsie den Krebsverdacht nicht bestätigte, zeigten sich auch bei den Untersuchungen der Zell-DNA aus der Milch keine Unterschiede zwischen den beiden Brüsten. Doch bei denjenigen, bei denen die Biopsie die Diagnose Krebs erbrachte, war in der von der biopsierten Brust stammenden Milch eine deutliche Veränderung des Krebsgens "RASSF1" festzustellen. Die Zahl der Probandinnen in der Studie von Arcaro und ihren Kollegen war zwar verhältnismäßig gering und es sind weitere Untersuchungen notwendig, um die Ergebnisse zu bekräftigen. Dennoch reichen die bisherigen Erkenntnisse aus, um sicher sagen zu können, dass die Muttermilch ein brauchbares Mittel zur Vorhersage des Brustkrebsrisikos darstellt, so die Forscher.

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Quelle: "Methylation in exfoliated epithelial cells from lactating women at increased risk for developing breast cancer", Kathleen F. Arcaro et al.; AACR 102nd Annual Meeting 2011 (Posterpräsentation, Poster Section 38)


 

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