Muskelkraft aus Äpfeln
"Muskelatrophie ist eine sehr verbreitete Erkrankung. Die meisten Menschen leiden irgendwann in ihrem Leben daran - als Begleiterscheinung einer anderen Krankheit oder im Alter. Aber es gibt noch kein Medikament dagegen", sagt Christopher Adams von der University of Iowa. Sein Forscherteam identifizierte 92 Gene, die bei beginnendem Muskelschwund in menschlichen Muskelzellen ihre Aktivität verändern, indem sie ein- oder ausgeschaltet werden. Das Ziel der weiteren Arbeiten war es, Wirkstoffe zu finden, die diese Veränderungen verhindern oder rückgängig machen können. Dazu überprüften die Forscher an Zellkulturen mehr als 1.300 Substanzen. Ursolsäure hatte den gewünschten Effekt: Unter ihrem Einfluss veränderte sich das Aktivitätsspektrum der Gene in genau entgegengesetzter Weise wie unter Bedingungen einer Muskelatrophie.
Tierversuche bestätigten die Ergebnisse. Bei Mäusen mit beginnendem Muskelschwund verzögerte sich das Fortschreiten der Krankheit, wenn ihnen Ursolsäure verabreicht wurde. Gesunde Mäuse, die den Wirkstoff erhielten, bildeten verstärkt Skelettmuskulatur, ohne dass dabei das Körpergewicht stieg. Stattdessen verringerte sich der Anteil an Körperfett. Außerdem sanken Blutzuckerspiegel und Blutfettwerte. Die Forscher erklärten diese Auswirkungen damit, dass die Zufuhr von Ursolsäure die Wirksamkeit zweier Hormone - Insulin und IGF-1 - verstärkt. Studien mit menschlichen Probanden sollen nun klären, ob der Apfelinhaltsstoff auch beim Menschen ähnliche Effekte hat und welche Dosis dafür nötig wäre.